UBS-CS-Merger
Der UBS-Wealth-Management-Chef lässt nichts anbrennen und jettet um die Welt auf seiner Mission, das Vermögensverwaltungsgeschäft von UBS und CS zu einer grossen Familie zusammenzuschweissen.
24. März 2023 • Beat Schmid

Für Banker wie Iqbal Khan ist der Deal pures Adrenalin – die den Merger zwischen UBS und CS als Chance ihres Lebens sehen, einen wirklich grossen Schritt vorwärts zu machen. Gerade wenn eine Bank so gross ist wie die UBS, dauert es Jahre oder Jahrzehnte, um die Kundenbasis um 50 Prozent und mehr auszubauen. Jetzt geht es über Nacht.

Am Montag, also nur wenige Stunden nach der denkwürdigen Medienkonferenz im Bundeshaus, veranstaltete UBS-Wealth-Management-Chef Khan bereits eine gemeinsame Townhall mit Francesco De Ferrari, dem Chef des CS-Wealth-Managements. Die Message an die versammelten Kundenberater der übernommenen Bank: Uns bietet sich eine einmalige Gelegenheit, lasst uns das gemeinsam anpacken, als eine “grosse Familie”.

Selbstverständlich spielt auch Geld eine wichtige Rolle. Khan hat den Frontleuten im Privatbanking bereits sogenannte Retention-Packages in Aussicht gestellt, finanzielle Anreize also, damit sie bei der Bank bleiben und nicht zu einem Konkurrenten wechseln. Mancher Banker dürfte sich das genau anschauen. Zumal der Bund am Mittwoch entschied, den CS-Bankern die aufgeschobenen Boni zu sperren. Kommt hinzu, dass der Aktienanteil der Boni angesichts des kollabierten Aktienkurses ohnehin kaum mehr werthaltig ist.

“One-Big-Family-Worldtour”

Nicht nur in der Schweiz sind UBS und CS harte Konkurrenten im Geschäft mit vermögenden Kunden, sie sind es auch in Asien. Dorthin ist Khan auf seiner “One-Big-Family-Worldtour” als nächstes geflogen. In Hongkong wird er und De Ferrari eine weitere Townhall veranstalten. Diese soll heute Freitag stattfinden. Mit dabei werden die UBS-Topleute Amy Lo und Edmund Koh sein, wie Bloomberg berichtete.

Es geht um viel Geld. Die Credit Suisse verwaltete Ende 2022 total 1,3 Billionen Franken. Im Wealth Management waren es 540 Milliarden Franken. Allerdings sind die Assets in diesem Bereich im letzten Jahr stark gefallen. Ende 2021 beliefen sich die verwalteten Vermögen noch auf 742 Milliarden. Durch die Marktkorrektur gingen 80 Milliarden verloren; 95 Milliarden zogen Kunden ab.

In Asien haben Angestellte generell weniger Sitzleder als in Europa, sie wechseln schneller zu einem Konkurrenten. Etliche CS-Spitzenleute haben die Bank in den letzten Monaten bereits verlassen.

Die UBS verwaltete Ende 2022 im Global Wealth Management total 2,8 Billionen Dollar, davon 427 in der Region Asien Pazifik. Die kombinierte UBS-CS-Vermögensverwaltung kommt auf 3,4 Billionen Dollar. “Damit wird die neue UBS zu einem wahren Vermögens-Moloch”, schrieb Citigroup-Bankenanalyst Andrew Coombs in einem Bericht.

10’000 bis 25’000 Jobs auf der Kippe

CS-Angestellte aus anderen Bereichen dürften nicht die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. Wie viele Jobs der Merger zwischen der CS und der UBS kosten wird, ist noch offen. Schätzungen reichen von 10’000 bis 25’000 Jobs. Der grösste Abbaudruck lastet auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zentrale Funktionen ausüben wie Compliance, Rechtsabteilung und Marketing.

Aber auch im Wealth Management dürfte Personal abgebaut werden. Pro Kundenberater arbeiten etwa 3 Personen in Back- und Middle-Office-Funktionen. Diese Stellen sind gefährdet. Stark betroffen werden auch Mitarbeiter im Maschinenraum sein. In Zukunft wird es nur noch eine Informatikplattform für die fusionierte Bank geben.

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