Vorsorgegelder
Im Februar lancierte die Umweltorganisation ein Onlinetool, über das Versicherte Fragen an ihre Vorsorgeeinrichtung einreichen können. Jetzt gibt es ein erstes Zwischenergebnis. Es gibt viel Kritik, aber auch Lob.
20. April 2023 • Beat Schmid

Wie “green” sind die Schweizer Pensionskassen? Um das herauszufinden, hat Greenpeace ihre Community eingeschaltet, die in den letzten Wochen ihre Pensionskassen mit Fragen eingedeckt hat. Die Umweltorganisation hat dazu ein Tool gebaut, um diese Anfragen zu vereinfachen und die Antworten besser auswerten zu können.

Allerdings ist die Mitmacht-Quote bescheiden. Rund 1200 Versicherte haben über das “PensionWatch” genannte Werkzeug Fragen an 130 Vorsorgeeinrichtungen abgesetzt. Geantwortet haben lediglich 46 Kassen.

Selbst öffentlich-rechtliche Anstalten wie die Pensionskassen der Kantone Zug, Schaffhausen, Jura und Genf hätten nicht auf die Kontaktaufnahme ihrer Versicherten reagiert, stellt Greenpeace fest. Ebenfalls nicht reagiert haben die Pensionskasse der Swisscom und die Sammelstiftung Helvetia.

Greenpeace macht weitere folgende Befunde:

• Die “systematische Dekarbonisierung” ihres Anlageportfolios gehen erst wenige Pensionskassen an. Zudem fehlen oft Zwischenziele. Ein langfristiges 2050-Klimaziel sei jedoch “nichts wert”, wenn keine Zwischenziele das Tempo der Emissionsreduktionen vorgeben. Greenpeace lobt aber auch: “Dass es geht, zeigen zum Beispiel die Migros-Pensionskasse und die Publica”, schreibt die Organisation.

• Die überwiegende Mehrheit der Vorsorgeeinrichtungen nutzt ihre Einflussmöglichkeiten auf die investierten Unternehmen via Stimmrecht und Engagement-Prozessen noch “viel zu wenig” zugunsten von Nachhaltigkeitszielen. Falls die Pensionskassen ihre Stimmrechte überhaupt einsetzen, überlassen sie die Entscheidung meist ihren Asset-Managern. Als “wenige positive Ausnahmen” nennt Greenpeace die Kassen Retraites Populaires, Abendrot und Previs. Diese würden den Empfehlungen von Dienstleistern wie Ethos, EOS at Federated Hermes, ISS-ESG oder Inrate folgen, was Greenpeace gut findet.

Grosses begriffliches Durcheinander

Die Umwelt-NGO stellt auch fest, dass im Bereich der Nachhaltigkeitslösungen ein grosses begriffliches Durcheinander herrscht. Bei “Impact Investments”, wie Greenpeace schreibt, gebe es “unklares und uneinheitliches Verständnis”, was darunter tatsächlich zu verstehen sei. Eine Einordnung und Bewertung der Aussagen zu diesem Thema sei nicht möglich.

“Es scheint, dass sich Pensionskassen vor Begriffen wie Impact Investing scheuen, weil es dafür keine allgemeingültige Definition gibt und daher rasch Greenwashing-Vorwürfe im Raum stehen könnten oder dies andersherum sogar als entgegen ihrem rechtlichen Auftrag erachtet werden könnte”, sagt Niki Vischer, Expertin für eine nachhaltige Finanzwirtschaft bei Greenpeace Schweiz.