Asset-Manager in Turbulenzen
Die Zürcher GAM Holding hat den Bonuspool der Mitarbeiter auf null reduziert – und damit für eine "gewisse Verärgerung" gesorgt. Ausnahmen gibt es für wichtige Portfoliomanager.
15. Mai 2023 • Beat Schmid
Eigentlich hätte die Entscheidung schon im Februar fallen sollen. Doch erst jetzt hat die Geschäftsleitung von GAM entschieden, wie viele Boni für das Jahr 2022 ausgeschüttet werden sollen. Wie Bloomberg berichtet, setzte das Unternehmen durch, den Mitarbeitern sämtliche Boni mit wenigen Ausnahmen zu streichen.
Die Entscheidung habe “eine gewisse Verärgerung” hervorgerufen, wie der Chef des Asset-Managers, Peter Sanderson, am Donnerstag in einem Call mit den Mitarbeitern sagte. Die Kürzung sei aufgrund der finanziellen Ergebnisse des Unternehmens notwendig gewesen, sagte Sanderson.
Es sei eine harte Entscheidung gewesen, aber sie spiegelt im Wesentlichen wider, wie stark das Geschäft im vergangenen Jahr geschrumpft sei, sagte er. Es gibt aber auch Ausnahmen: Ihre Boni erhalten Portfoliomanager, die das Unternehmen unbedingt behalten möchte. Wie viele das sind, ist nicht bekannt. Anfang Mai willigte GAM ein, ein Kaufangebot über 107 Millionen Schweizer Franken durch die in London ansässige Liontrust Asset Management anzunehmen.
Die variablen Vergütungen von GAM beliefen sich im Jahr 2021 auf insgesamt 38 Millionen Franken und machten damit rund ein Viertel der jährlichen Personalkosten des Unternehmens aus. Das Unternehmen hat seinen Personalbestand von 701 Mitarbeitern Ende 2020 auf 541 reduziert.
Deal noch nicht in trockenen Tüchern
Noch ist die Übernahme nicht in trockenen Tüchern. Eine Investorengruppe um den französischen Internet-Milliardär Xavier Niel, die rund 8,4 Prozent des Aktienkapitals der GAM kontrolliert, hat juristische Mittel bei der Übernahmekommission eingelegt. Die Gruppe fordert die Aufhebung einer zentralen Bedingung des angekündigten Umtauschangebots von Liontrust. Diese sieht vor, dass die Käuferin das Angebot zurückziehen kann, falls der vorgeschlagene Ausstieg aus dem Fondsmanagementgeschäft von GAM nicht zustande kommt. GAM befindet sich seit Jahren in einer Negativspirale. Nach einem Skandal im Jahr 2018, bei dem der frühere Star-Fondsmanager Tim Haywood suspendiert wurde, stürzte der Aktienkurs von GAM um 97 Prozent ab. Zudem musste der CEO Alexander Friedman zurücktreten. Das Unternehmen wurde mit einer Strafe von 9,1 Millionen Pfund belegt. Der neuen Führung unter CEO Peter Sanderson ist es nicht gelungen, das Steuer herumzureissen.Eine Investorengruppe um Salt-Besitzer Xavier Niel funkt in GAM-Übernahme rein
NewGAMe und Bruellan finden, dass GAM-Aktionäre durch das Liontrust-Angebot benachteiligt werden. Sie fechten einen Entscheid der Übernahmekommission an.
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