BLKB-Venture
Nach einer mehrmonatigen Testphase lanciert die BLKB-Tochter heute ihre «vollständig nachhaltig» ausgerichtete Banking-App. Aus dem ländlichen Baselbiet kam viel Kritik am Zürcher Start-up.
22. August 2023 • Beat Schmid

Nach langer Entwicklungszeit geht die Banking-App von Radicant an den Start. Ab sofort steht die Radicant-App zum Download bereit, wie die BLKB-Tochter heute mitteilt. Damit steht das umfassende Angebot erstmals einem breiten Publikum in der Schweiz zur Verfügung. Seit März 2023 lief eine Testphase.

. Das Banking-Angebot von Radicant umfasst Bank- und Bezahlfunktionen (virtuelle und physische Debitkarte, Apple Pay, Google Pay, TWINT). Bei jeder Zahlung werde der CO₂-Fussabdruck der Transaktion gemessen und könne von den Kundinnen und Kunden in der App eingesehen werden, heisst es in einer Mitteilung. Ein Teil der Bareinzahlungen werde zur Unterstützung von weltweiten Nachhaltigkeitsprojekten investiert, zum Beispiel in Green Bonds. Radicant bietet ein Vermögensverwaltungsmandat an, das sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert.

Die Bank ist nach eigenen Angaben «vollständig nachhaltig» ausgerichtet. Dies beginne bei der Definition der Unternehmensziele und schliesse einen nachhaltigen Bankbetrieb ebenso ein wie eine transparente Berichterstattung und regelmässige interne Schulungen. Ergänzt wird der Ansatz durch ein Kompetenzzentrum für Nachhaltigkeit, das der Information und Wissensvermittlung dient. Dieses stehe allen Interessierten offen.

«Wir freuen uns sehr, dass nach dem erfolgreichen Abschluss der Beta-Phase die Angebote von Radicant ab sofort der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Damit konnte ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung der Bank planmässig erreicht werden», sagt Thomas Schneider, Bankratspräsident der BLKB. John Häfelfinger, CEO der BLKB, ergänzt, dass die junge Bank im digitalen Bankgeschäft «neue Massstäbe setzt». Er sei zuversichtlich, dass Radicant die Geschäftsfelder und Erträge der BLKB «erfolgreich diversifizieren» werde. Zu den Investitionen wurden keine Angaben gemacht.

Turbulente Entstehungsgeschichte

Die Entstehungsgeschichte von Radicant verlief einigermassen turbulent. Im Februar 2023 kam es zum Knall. Radicant-CEO Anders Bally wurde mit sofortiger Wirkung freigestellt. Grund für das Zerwürfnis war ein «unterschiedliches Führungs- und Kommunikationsverständnis». Seither wird die Digitalbank von zwei Co-CEOs geführt. Ein Grund für die Trennung waren kritische Äusserungen Ballys gegenüber der Baselbieter Politik, die der Digitalisierung nicht aufgeschlossen gegenüber stehe.

Die hohen Ausgaben der BLKB-Tochter waren zum Politikum geworden. Zudem gab es Zweifel, ob das Geld der Kantonalbank «so nachhaltig angelegt ist, wie Radicant behauptet». Bally liess sich zu der Bemerkung hinreissen, dass «einige Politiker in diesem nicht-urbanen Kanton – vor allem die älteren – Mühe haben, all die disruptiven Aspekte zu verstehen, die Radicant mit sich bringt». BLKB-Chef John Häfelfinger blieb nichts anderes übrig, als die Reissleine zu ziehen.