Aktionärsengagement
Der grösste Asset Manager der Welt unterstützt noch sieben Prozent der Vorschläge in Zusammenhang mit dem Klimawandel und zu sozialen Engagements. Die Anträge seien zu «restriktiv».
24. August 2023 • Beat Schmid

Blackrock hat in den vergangenen zwölf Monaten nur 26 von 399 Anträgen an Generalversammlungen unterstützt, die sich mit dem Klimawandel und sozialen Fragen befassen. Dies entspricht einer Quote von 7 Prozent. Im Vorjahr lag die Unterstützungsquote noch bei 22 Prozent, wie der Vermögensverwalter in einem Bericht mitteilte.

Viele Aktionärsanträge seien «zu präskriptiv», begründete Blackrock das sinkende Engagement. Mit ihren Anträgen wollten Aktionärsgruppen das Management «mikromanövrieren». Zudem würden sie nicht anerkennen, was die ins Visier genommenen Unternehmen im Zusammenhang mit dem Klimawandel bereits unternommen hätten, etwa bei der Offenlegung von Treibhausgasemissionen.

«Da so viele Vorschläge zu weit gingen, keinen wirtschaftlichen Nutzen hatten oder schlicht überflüssig waren, trugen sie wahrscheinlich nicht zur Förderung des langfristigen Shareholder Value bei und erhielten weniger Unterstützung von den Aktionären – auch nicht von Blackrock», schreibt Joud Abdel Majeid, Global Head of Investment Stewardship, in dem Bericht.

.

Blackrock rudert zurück

Als grösster Vermögensverwalter der Welt hält Blackrock namhafte Beteiligungen an vielen börsenkotierten Unternehmen und kann so deren Kurs beeinflussen. In den vergangenen Jahren hat der Vermögensverwalter häufig Forderungen unterstützt, die mit dem Klimawandel in Verbindung stehen.

Chef Larry Fink selbst verfolgte eine ESG-orientierte Politik. Doch vor einem Jahr war damit plötzlich Schluss. Das Unternehmen geriet wegen seiner Unterstützung von Umwelt- und Sozialthemen ins Visier von US-Investoren und Politikern.

Vor allem Vertreter der Republikaner kritisierten das Unternehmen für seine Unterstützung nachhaltiger Investments. Daraufhin ruderte Blackrock zurück und betonte fortan seine Rolle als einer der weltweit grössten Investoren im Energiesektor. Bisheriger Höhepunkt war die Berufung des CEO von Saudi Aramco in den Vorstand von Blackrock.

Das Unternehmen ist dazu übergegangen, seinen Kunden die Möglichkeit zu geben, bei Aktionärsversammlungen selbst abzustimmen. Pensionskassen, Stiftungen und institutionelle Aktionäre mit einem Aktienvermögen von 586 Milliarden Dollar nehmen am sogenannten «Voting Choice»-Programm von Blackrock teil.

MEHR ZUM THEMA


Dave Blumer hat sich in Deutschland einen neuen CEO-Posten geangelt

Der frühere Blackrock-Überflieger übernimmt die Leitung eines grossen deutschen Fonds-Dienstleisters.
31. Mai 2023

Blackrock verkauft strukturierte Kredite der Credit Suisse

Die Grossbank hat offenbar den Finanzriesen beauftragt, ein Paket von strukturierten Kreditpapieren zu verkaufen.
14. April 2023

CS und UBS verlieren Marktanteile - Swisscanto und Blackrock gewinnen

Die beiden grössten Asset-Manager verloren leicht an die Konkurrenz. Doch insgesamt war 2022 ein sehr schwieriges Jahr für die Branche mit einem deutlich schrumpfenden Marktvolumen.
26. Januar 2023

Blackrock vollzieht den Klimasalto rückwärts

Der grösste Vermögensverwalter der Welt will sich nicht mehr von aktivistischen Investoren vor den Karren spannen lassen. Kurz- und mittelfristig brauche es Unternehmen, die in “traditionelle” Energien investieren würden.
5. August 2022

Ethos-Chef: "Es ist enttäuschend, dass Blackrock uns nicht unterstützt hat"

Vincent Kaufmann, der Direktor der Ethos Stiftung, über die gescheiterte Aktionärsresolution bei der Credit Suisse und was er in Zukunft anders machen will.
3. Mai 2022