Im März 2023 gab er das Ehrenpräsidium der Credit Suisse ab. Notgedrungen sozusagen, da die Bank von der UBS übernommen wurde. Die Credit Suisse schreibt in einer Stellungnahme: «Wir sprechen der Familie von Rainer E. Gut unser tiefes Beileid aus. Er hat die Schweizer Wirtschaftsgeschichte entscheidend mitgeprägt.»
Rainer E. Gut wurde im September 1932 als Sohn eines Bankdirektors geboren. Nach der Handelsmatura in Zug stieg er ins Bankgeschäft ein. Bereits in jungen Jahren ging er nach New York zur Investmentbank Lazard Frères. 1971 wurde er Präsident und CEO der Swiss American Corporation in New York. Diese Gesellschaft gehörte zur Schweizerischen Kreditanstalt und war im Investment Banking tätig. Ab 1973 gehörte er der Geschäftsleitung der SKA an und wurde 1977 zum Generaldirektor ernannt.
Ab 1983 war er Präsident der SKA. Er blieb bis 2000 an der Spitze der Bank, die während seiner Amtszeit in die CS Holding und anschliessend in die Credit Suisse Group umgewandelt wurde. Von 2000 bis 2005 war er Verwaltungsratspräsident von Nestlé. Während seiner langen Karriere war er in zahlreichen Verwaltungsräten von schweizerischen und internationalen Konzernen tätig, darunter Alusuisse, Bayer, Swiss Re, Swissair, Daimler Chrysler Schweiz, Ciba Geigy/Novartis, Elektrowatt und Sulzer.
Unter seiner Führung entwickelte sich die SKA zu einer weltweit führenden Finanzdienstleistungsgruppe mit den Schwerpunkten Investment Banking, Vermögensverwaltung und Versicherung (die CS kaufte die Winterthur). In den 1990er-Jahren, als die Diskussion um die nachrichtenlosen Vermögen im Zusammenhang mit dem Holocaust aufflammte, setzte sich Rainer Gut für die Schaffung eines humanitären Fonds durch die Schweizer Wirtschaft ein. Dieses Engagement führte 1998 zu einem Vergleich zwischen den Schweizer Banken und den jüdischen Klägern in New York.
Seine wohl grösste Fehleinschätzung war die Übernahme der US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette (DLJ), die noch unter seiner Führung eingefädelt wurde. Sein Nachfolger Lukas Mühlemann schloss den Deal ab und legte schlussendlich die Summe von 20 Milliarden Franken auf den Tisch. Wie die NZZ in ihrem Nachruf schreibt, war es vielleicht sein Fehler gewesen, teilweise schlechte Manager gefördert zu haben.
Von 1999 bis 2003 war Gut zusammen mit dem Roche-Manager Fritz Gerber Mäzen des Grasshopper Club Zürich. In ihre Amtszeit fiel der letzte Meistertitel des Rekordmeisters. Gut lebte viele Jahre in Bassersdorf. Seine letzten Jahre verbrachte er in Maur beim Greifensee.
Einen seiner letzten öffentlichen Auftritte im Dienste der Credit Suisse hatte Rainer E. Gut 2015 bei der Vorstellung von Tidjane Thiam als neuem CEO der Grossbank.