Es war die Nachricht, auf die die Krypto-Branche seit Monaten gewartet hatte. Doch sie war falsch. Kurz nach 20 Uhr hiess es auf dem offiziellen X-Channel der US-Börsenaufsicht SEC, die Behörde habe «#Bitcoin-ETFs die Genehmigung für die Notierung an allen registrierten nationalen Wertpapierbörsen erteilt». Die Nachricht wurde sofort in den sozialen Medien, auf Finanzseiten und auf Bloomberg TV aufgegriffen.
Etwas mehr als 10 Minuten später nahm der SEC-Vorsitzende die Ankündigung wieder zurück. Gary Gensler postete auf seinem persönlichen Account auf X: «Der @SECGov Twitter Account wurde kompromittiert und ein nicht autorisierter Tweet wurde gepostet. Die SEC hat das Listing und den Handel von börsengehandelten Bitcoin-Spotprodukten nicht genehmigt».
Eine Sprecherin der SEC erklärte später, dass der ursprüngliche Tweet «nicht von der SEC oder ihren Mitarbeitern» stamme. Erst eine Stunde später hatten die SEC-Mitarbeiter die Kontrolle über den X-Account wiedererlangt und konnten den falschen Post löschen.
Für die SEC ist der «unbefugte Zugriff einer unbekannten Partei» höchst peinlich. Man werde mit den Strafverfolgungsbehörden und «unseren Partnern in der gesamten Regierung» zusammenarbeiten, um den Vorfall zu untersuchen, teilte die Behörde weiter mit.
SEC-Konto stümperhaft gesichert
Der SEC-Account war möglicherweise nur mit einem einfachen Passwort geschützt. X (ehemals Twitter) bestätigte am Dienstag, dass das Konto zum Zeitpunkt der Kompromittierung keine Zwei-Faktor-Authentifizierung aktiviert hatte, wie sie etwa beim Zugang zu Online-Banking-Diensten Standard ist. «Wir empfehlen allen Nutzern, diese zusätzliche Sicherheitsebene zu aktivieren», teilte das Social-Media-Unternehmen von Elon Musk süffisant mit.
Der Bitcoin-Kurs reagierte umgehend auf die Falschmeldung. Unmittelbar nach der Veröffentlichung stieg die Kryptowährung um 1,5 Prozent auf knapp 47’000 Dollar. Nach der Korrektur zehn Minuten später verlor der Bitcoin 3,4 Prozent. Am Mittwochmorgen lag der Kurs bei knapp 46’000 Dollar.
Die Nervosität in der Kryptoszene ist gross, da die SEC voraussichtlich schon am Donnerstag entscheiden wird, ob sie Spot-Bitcoin-ETFs zulassen wird. Eine Genehmigung durch die SEC würde einem Ritterschlag gleichkommen und einen Wendepunkt in der Entwicklung von Kryptos darstellen.
Bisher haben 11 Vermögensverwalter bei der SEC Anträge für Bitcoin-ETFs gestellt. Darunter sind grosse Vermögensverwalter wie Blackrock, Invesco und Franklin Templeton, aber auch kleinere Firmen wie Ark Investment oder Bitwise. Anfang dieser Woche haben die Finanzunternehmen die Gebühren für ihre geplanten Produkte veröffentlicht. Auffällig ist, dass mehrere Anwärter ihre Gebühren deutlich gesenkt haben. Blackrock will für seinen Spot-Bitcoin-ETF eine Gebühr 0,30 Prozent verlangen, Ark 0,25 Prozent.
SEC-Chef bleibt kritisch
Die SEC und ihr Chef Gary Gensler haben sich wiederholt kritisch zum Bitcoin geäussert. Erst Anfang der Woche sprach Gensler auf X erneut über die möglichen Nachteile von Investitionen in Kryptowährungsprodukte und wies darauf hin, dass Emittenten sich möglicherweise nicht an geltendes Recht halten und dass Investitionen in Kryptowährungen «aussergewöhnlich riskant und volatil» seien.
Dennoch dürfte die Behörde grünes Licht geben. Hintergrund ist ein US-Gericht, das im vergangenen Jahr entschied, dass die Ablehnung eines Antrags von Grayscale, seinen 29 Milliarden Dollar schweren Bitcoin-Trust in einen börsengehandelten Fonds umzuwandeln, durch die SEC «willkürlich und unberechenbar» gewesen sei. In diesem noch jungen Jahr hat der Bitcoin bereits um 8 Prozent zugelegt. Die Performance der letzten 12 Monate liegt bei 163 Prozent.