Von 430 nachhaltigen passiven Fonds, die von fünf grossen Fondsmanagern in Europa und den USA verwaltet werden, «sind 70 Prozent in Unternehmen investiert, die neue Projekte für fossile Brennstoffe entwickeln», geht aus einer neuen Studie hervor, die am Mittwoch von Reclaim Finance veröffentlicht wurde. «Diese Investitionen heizen den Klimawandel an», schreibt die gemeinnützige Organisation mit Sitz in Paris.
Die neue Analyse zeige, dass fünf der grössten passiven Fondsmanager – Amundi, Blackbock, DWS, Legal & General Investment Management (LGIM) und UBS AM – die Augen vor den Klimaauswirkungen ihrer passiven Investitionen verschliessen und in Ölgiganten wie TotalEnergies, Shell und ExxonMobil sowie in Kohleunternehmen wie Glencore und Adani investieren, heisst es in der Mitteilung.
Damit würden die Vermögensverwalter Geschäfte unterstützen, die laut der Internationalen Energieagentur nicht mit der Begrenzung der globalen Erwärmung auf die kritische Schwelle von 1,5°C vereinbar sind.
Was heisst ESG, was heisst nachhaltig?
«Selbst Vermögensverwalter, die behaupten, eine nachhaltige Klimapolitik zu betreiben, sind Teil des Problems, da die meisten ihre Politik nicht auf passive Fonds anwenden», sagte Lara Cuvelier, Leiterin der Kampagne für nachhaltige Investitionen bei Reclaim Finance, in einer Mitteilung. Es ist an der Zeit, dass institutionelle Investoren und Aufsichtsbehörden aufwachen und Massnahmen ergreifen, um diese irreführenden Behauptungen zu stoppen.
Reclaim Finance weist auf ein bekanntes Problem hin. Als Beispiel nennt die Studie den Xtrackers MSCI AC World ESG Screened ETF von DWS. Dieser habe ein Exposure von 114 Millionen US-Dollar in Unternehmen, die fossile Brennstoffe fördern, darunter Investitionen in Shell, ExxonMobil und TotalEnergies. Zu den Expansionsplänen von TotalEnergies gehöre die Entwicklung des Projekt Papua LNG, das mindestens 220 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen verursache, was den gesamten jährlichen Emissionen von Bangladesch entspreche.
Die Bezeichnung «ESG screened», die der ETF trägt, bedeutet jedoch nicht automatisch, dass das Produkt auch nachhaltig ist. In der Schweiz sehen die Selbstregulierungsbestimmungen des Branchenverbandes AMAS vor, dass Produkte, die lediglich ein ESG-Screening durchlaufen haben, nicht als «grün» oder «nachhaltig» bezeichnet werden dürfen.