Anfang April schoss Martin Haefner 300 Millionen Euro in die marode Stahlfirma Swiss Steel ein. Er musste die dringend benötigte Kapitalerhöhung im Alleingang stemmen, nachdem Peter Spuhler nicht mehr bereit war, mitzuziehen. Dessen Forderung, den unglücklich agierenden Präsidenten Jens Alder durch einen eigenen Mann zu ersetzen, wurde von Haefner abgeblockt.
Mit der Kapitalerhöhung schnellte die Bewertung von Swiss Steel an der Börse auf eine halbe Milliarde Franken hoch. Doch seither geht der Kurs nur nach unten: Aktuell handelt die Firma zu 144 Millionen Franken – es wurden also seit der Kapitalerhöhung im April 356 Millionen Franken bereits wieder vernichtet. Allein in den letzten vier Wochen verloren die Aktien 50 Prozent ihres Wertes.
Nimmt man die Entwicklung des Börsenkurses zum Massstab, schätzt der Markt die Situation beim Luzerner Stahlunternehmen noch düsterer ein als im April. Die heute veröffentlichten Halbjahreszahlen geben tatsächlich wenig Anlass für Hoffnung. Die Krise im Stahlgeschäft drückt voll durch. Die von Swiss Steel produzierte Absatzmenge sank um fast 17 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.
Der Verlust fiel mit 4,1 Millionen Euro zwar moderat aus, doch das fast ausgeglichene Resultat konnte nur durch diverse Einmaleffekte in der Höhe von 93 Millionen Euro erreicht werden. Klammert man diese Effekte aus (u.a. Verkäufe von Land in Deutschland und ein Versicherungsfall), würde der Verlust bei knapp 100 Millionen Euro liegen.
Teure Put-Option
Die Situation bleibt also angespannt. Die Verluste knabbern am eingeschossenen Kapital. Trotz der schwierigen Situation hält der Amag-Erbe weiterhin fest zum Unternehmen. Gegenüber tippinpoint sagt Martin Haefner zu seiner Beteiligung: «Selbstverständlich glaube ich weiterhin an die Zukunft von Swiss Steel. Wie schon mehrfach erwähnt, sehe ich mein Engagement als langfristige Investition zur Sicherung einer Basisindustrie in der Schweiz.»
Deshalb orientiere er sich in der Beurteilung der aktuellen Situation auch nicht am «zurzeit wenig aussagekräftigen Aktienkurs, sondern am langfristigen Potenzial des Unternehmens», sagt Haefner. «Ich vertraue darauf, dass es dem Management und Verwaltungsrat gelingen wird, den laufenden Turnaround auch im gegenwärtig sehr anspruchsvollen Umfeld erfolgreich voranzutreiben.»
Gelingt es nicht, den Aktienkurs zu steigern, wird das Engagement für Haefner noch teurer. Das liegt daran, dass er Peter Spuhler eine Verkaufsoption gewährt hat. Das Familiy Office von Peter Suhler, die PCS Holding, besitzt immer noch rund 10 Prozent an Swiss Steel.
Wie verschiedene Medien geschrieben haben, gibt die gewährte Put-Option der PCS Holding das Recht, nach einer Wartefrist von einem Jahr im Zeitraum vom 1. Mai 2025 bis zum 30. April 2029 die gesamte Beteiligung an Haefners Big Point zu veräussern. Wie damals vereinbart wurde, beträgt der Ausübungspreis 10 Rappen pro Aktie. Nach einer später beschlossenen Aktienzusammenlegung (reverse split) im Verhältnis von 200:1 beträgt der neue Preis pro Aktie somit 20 Franken.
Aktuell handeln die Swiss-Steel-Papiere allerdings bei fünf Franken – oder bei 2,5 Rappen nach alter Rechnung. Eine 10-Prozent-Beteiligung an Swiss Steel kostet derzeit 14,4 Millionen Franken. Martin Haefner muss der PCS Holding aber mindestens 55 Millionen Franken fürs Paket bezahlen. Haefner dürfte also trotz allem ein Interesse an steigenden Aktienkursen haben.