Dem Luzerner Stahlkocher Swiss Steel geht es schlecht. Für das abgelaufene Jahr droht ein Verlust von 200 Millionen Euro, was die ohnehin hohe Verschuldung weiter in die Höhe treiben wird. Die Restrukturierung kommt nur schleppend voran. Da die Kredite der Banken 2025 auslaufen, muss Swiss Steel dringend seine Bilanz in Ordnung bringen und frisches Geld auftreiben.
Für die Aktionäre ist das ein Albtraum. Peter Spuhler, der knapp über 20 Prozent hält, ist mit seiner Geduld am Ende. Das Unternehmen müsse ein schlüssiges Sanierungskonzept vorlegen. Und er fordert den sofortigen Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Jens Alder. Nur dann sei der Patron von Stadler Rail bereit, sich an der Kapitalerhöhung zu beteiligen, sagen Insider.
Das war vor zwei Wochen. Doch passiert ist nichts. Alder sitzt nach wie vor im Sessel. Martin Haefner, der knapp 33 Prozent an Swiss Steel hält, stellt sich quer. Er will keine Hauruck-Übung. Und vor allem: Haefner will keinen neuen Präsidenten von Spuhlers Gnaden. Dass ein Aktionär wie der Thurgauer Bahnunternehmer mit knapp über 20 Prozent den Präsidenten bestimmt, widerspricht den Governance-Grundsätzen des Amag-Besitzers.
Kapitalerhöhung ohne Spuhler?
Spuhler stellt mit Aebi-Schmidt-Chef Barend Fruithof und Rieter-Finanzchef Oliver Streuli zwei Vertreter im Verwaltungsrat und ist damit bereits übervertreten. Haefner besteht auf einem unabhängigen Verwaltungsratspräsidenten. Bei Aebi-Schmidt hält Peter Spuhler 66,6 Prozent. Bei Rieter 33,1 Prozent.
Seit zwei Wochen jagt deshalb eine Krisensitzung die nächste. Am Wochenende setzte Spuhler noch einen oben drauf. Via SonntagsZeitung liess sein Lager verlauten, er verlange «ultimativ» die Einsetzung von Barend Fruithof als Präsident. Andernfalls sei Spuhler nicht bereit, sich an der Kapitalerhöhung zu beteiligen.
Ob sich Haefner von diesen Drohgebärden beeindrucken lässt? Schwer abzuschätzen. Jedenfalls scheint er bereits die Möglichkeit auszuloten, die Kapitalerhöhung auch ohne Spuhler durchzuziehen. Dazu müsste er an der nächsten Generalversammlung eine Opting-out-Klausel durchsetzen, die es ihm erlauben würde, seinen Anteil auf über 33 Prozent aufzustocken, ohne allen Aktionären ein Kaufangebot unterbreiten zu müssen.
Allerdings kommt Haefner auch dann über die Schwelle von 33-⅓-Stimmen, wenn Spuhler an der Kapitalerhöhung mitmacht. Daher muss der Amag-Besitzer an der Generalversammlung ohnehin die Opting-out-Klausel zur Abstimmung bringen. Und sie auch durchbringen, sonst wird das Swiss-Steel-Engagement für ihn zum teuren Spass.
Es ist aber nicht sicher, ob das klappt. Vor allem dann nicht, wenn es zu keiner Einigung zwischen den beiden Milliardären kommt. Dann könnte Spuhler zum grossen Spielverderber für Haefner werden. Indem er gegen das Opting-out stimmt, könnte er Haefner dazu verdonnern, allen Aktionären ein Kaufangebot zu unterbreiten.
Fruithof sitzt auch in einem Amag-Verwaltungsrat
Ob das Band zwischen den beiden Milliardären zerschnitten ist, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Sie kennen sich seit Jahren und haben unter anderem gemeinsam bei Rieter investiert. Zudem sitzt Finanzprofi Fruithof im Verwaltungsrat der Leasing-Gesellschaft der Amag. Sollte Peter Spuhler das Powerplay gegen Haefner gewinnen, könnten die Tage von Fruithof im Amag-Verwaltungsrat gezählt sein.
Fruithof ist seit 2017 CEO der Aebi Schmidt Holding, die auf Spezialfahrzeuge wie Schneeräumungsmaschinen für Flughäfen spezialisiert ist. Zuvor war er bei der Zürcher Kantonalbank, bei Raiffeisen und der Credit Suisse tätig, wo er das Firmenkundengeschäft leitete. Bevor er in die Industrie wechselte, war er Leiter Schweiz & Global Custody bei Julius Bär. Er ist Verwaltungsratspräsident der Zugerberg Finanz AG.