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Die Retailbanken in der Schweiz rechnen in den kommenden Jahren mit weiter sinkenden Zinsmargen. Wirkliche Sorgen machen sie sich aber nicht, wie eine Umfrage zeigt. Das Thema Nachhaltigkeit hingegen kommt immer schlechter an.
19. September 2024 • red.

Sinkende Zinsen werden die Margen der Retailbanken belasten. Davon gehen zwei Drittel der Banken aus, die EY in einer Studie befragt hat. Hinzu kommen ein verschärfter Wettbewerb sowohl durch etablierte Marktteilnehmer als auch durch Nichtbanken sowie steigende IT- und Regulierungskosten.

Wirklich weh tun diese Entwicklungen den Banken aber nicht. EY spricht von einer "komfortablen Knautschzone" bei den Margen. Auch die Wahrscheinlichkeit «disruptiver Veränderungen» schätzen die Befragten als gering ein. Markus Schmid, Professor an der Universität St. Gallen und Mitautor der Studie, sagt dazu: «Die Schweiz ist für das Retailbanking immer noch eine Wohlfühloase mit Platz für (fast) alle».

Vor neuen Konkurrenten sehen sich die Retailbanken weitgehend geschützt. Zwar glauben sie, dass innovative Technologien den Wettbewerb verschärfen werden. Fintech- oder «Bigtech»-Unternehmen wie Google oder Apple sehen sie aber nicht als direkte Konkurrenten, solange diese nicht die «Kontrolle über die Kundenschnittstelle» übernehmen, heisst es. Zudem sei der Schweizer Markt für die grossen Tech-Konzerne ohnehin nicht interessant, weil zu klein. Zudem seien die Banken durch «regulatorische Hürden» beim Markteintritt geschützt.

Eine Breitseite feuern die Banken zum Thema Nachhaltigkeit ab. «Ein andauerndes, starkes Kundenbedürfnis, bedeutsame Ertragspotenziale und ein damit einhergehender wirtschaftlicher Mehrwert fehlen weitestgehend», sagen 57 Prozent der befragten Banken. Die Institute fühlten sich teilweise in die Rolle eines «Nachhaltigkeitspolizisten» gedrängt, heisst es weiter. Sie stören sich daran, dass sie mit dem Geld ihrer Kunden Klimapolitik betreiben sollen. Die «grösste Herausforderung» sehen zwei Drittel der Banken in der Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte, zumal diese «wenig aussagekräftig» seien.