Nach OpenAI-Ankündigung
OpenAI baut in der Schweiz in Forschungszentrum für künstliche Intelligenz auf. Jetzt zeigen Recherchen: Auch das KI-Unternehmen Anthropic kommt nach Zürich. Die Gesellschaft ist bereits aktiv.
4. Dezember 2024 • Beat Schmid

Wie am Mittwoch bekannt wurde, kommt die US-Firma OpenAI in die Schweiz. Die Firma von Sam Altman schreibt in einer internen Mitteilung, dass sie drei Software-Ingenieure vom Konkurrenten Google Deepmind abgeworben habe. Sie sollen sie in Zürich ein Entwicklungszentrum für künstliche Intelligenz aufbauen.

Bereits mit einer Gesellschaft vor Ort ist Anthropic, eine weiteres KI-Unternehmen aus dem Silicon Valley. Gemäss Handelsregister hat die Firma von ehemaligen OpenAI-Mitarbeitern bereits eine Gesellschaft gegründet. Die Anthropic Switzerland GmbH wurde von der Zürcher Kanzlei Walder Wyss eingetragen, an deren Adresse wo sich auch der Sitz befindet. In der Geschäftsleitung sind Brian Israel und Patrick Ekeruo angegeben, die gemäss Linkedin-Profilen für Anthropic in den USA arbeiten oder beratend tätig sind.

Über operative Pläne des Unternehmens in der Schweiz ist bisher nichts bekannt. Das Unternehmen bietet unter anderem den Chatbot Claude an. Es setzt sich gemäss eigenen Angaben für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI ein. Anthropic ist als sogenannte Public Benefit Corporation organisiert.

OpenAI wildert bei Google

Bei OpenAI ist das Schweizer Kernteam hingegen bekannt: Bei den Ingenieuren handelt es sich um Lucas Beyer, Alexander Kolesnikov und Xiaohua Zhai. Die drei arbeiten bereits eng zusammen, wie auf der persönlichen Website von Bayer zu lesen ist. Sie arbeiten an so genannter multimodaler KI. Darunter versteht man Modelle, die Aufgaben in verschiedenen Medien, von Bildern bis hin zu Audio, ausführen können.

OpenAI arbeitet bereits seit einiger Zeit an multimodalen KI-Modellen und hat 2021 die erste Version seiner Text-zu-Bild-Plattform Dall-E veröffentlicht. Sein Vorzeige-Chatbot ChatGPT konnte zunächst nur mit Texteingaben interagieren. Später fügte das Unternehmen Sprach- und Bildfunktionen hinzu, da multimodale Funktionen ein immer wichtigerer Bestandteil seiner Produktpalette und seiner KI-Forschung wurden.

In der Mitteilung sagte OpenAI-Forschungsleiter Mark Chen, dass die drei Ingenieure für ihre Arbeit im Bereich der multimodalen KI ausgezeichnet wurden. Sie würden Technologien entwickeln, die lernen, mit der Welt auf immer komplexere Weise interagieren können.

OpenAI nutzt den Transfer der drei Ingenieure, um nach Büros in Paris, Dublin und Brüssel nun auch eine Niederlassung in Zürich zu eröffnen. «Wir freuen uns, unsere internationale Präsenz mit der Eröffnung unseres Büros in Zürich, das sich zu einem führenden Technologiezentrum in Europa entwickelt, weiter auszubauen», sagte Chen.

Das Softwareunternehmen hat seinen Hauptsitz in San Francisco und beschäftigt heute rund 1000 Mitarbeitende. Beobachter trauen OpenAI zu, neue Standards bei der Internetsuche zu setzen und Google zu verdrängen. Der Suchmaschinenriese ist seit 20 Jahren in Zürich ansässig und beschäftigt heute rund 5000 Mitarbeitende. OpenAI machte keine weiteren Angaben, wie viele Stellen in der Schweiz aufgebaut werden sollen.

Die drei Ingenieure haben durch ihre Tätigkeit für Google bereits ihren Wohnsitz in Zürich. Studiert haben sie jedoch nicht an der ETH. Lucas Beyer hat in Achen seinen PhD gemacht, Alexander Kolesnikov in Moskau und Xiaohua Zhai an der Peking University.