Abrechnung im 1MDB-Skandal
Der 1MDB-Skandal hat ihn aus dem Bankgeschäft geworfen. Jetzt hat der ehemalige CS-Asienbanker und BSI-Chef in Singapur ein Buch über den Skandal geschrieben, der sein Leben veränderte und die Finanzwelt erschütterte.
8. Januar 2025 • Beat Schmid

Hans Peter Brunner hat einen Sinn fürs Dramatische: «Als ich am frühen Morgen des 29. Februar 2016 geschäftlich nach Hongkong fliegen wollte, wurde ich bei der Einreise in Singapur von der Einwanderungsbehörde aufgehalten, in eine Arrestzelle gesperrt, von der Polizei von Singapur abgeholt, nach Hause gefahren, damit die Polizei unser Haus durchsuchen konnte, und schliesslich auf die Polizeiwache gebracht, wo ich mehrere Stunden lang verhört wurde. Mein Pass, zwei Telefone und ein iPad wurden konfisziert.»

So beschreibt Hans Peter Brunner die dramatischen Stunden, die sein Leben verändern sollten. Wie er in einem Social-Media-Post am Montag festhält, erfolgte die Verhaftung im Rahmen von Ermittlungen zum 1MDB-Betrugsfall in Malaysia – dem «grössten Betrugsfall in Asien», so Brunner. Sein Name sei 2021 zwar «reingewaschen» worden, als die Ermittlungen abgeschlossen wurden. «Aber zu diesem Zeitpunkt war mein Ruf bereits zerstört.»

Nach der jahrelangen «Tortur» habe er beschlossen, ein Buch zu schreiben. Herausgekommen sei ein Roman mit dem Titel «The Art of Greed», der auf «Fakten über 1MDB» basiere, schreibt Brunner auf Linkedin. Er erzählt die Geschichte des Skandals aus der Perspektive von Jho Low, dem «Drahtzieher hinter dem Betrug». Es sei seine Geschichte «über Gier, ausschweifende Partys, Prominente, Mord, Politik, Banker, Anwälte, Wirtschaftsprüfer und viele andere», die Low manipuliert habe. Das Buch kommt heute in den Handel und ist unter anderem bei Amazon und auf seiner Website erhältlich.

Brunner lebt weiterhin in Singapur

Hans Peter Brunner ist ein Urgestein der Bankbranche. Er begann seine Karriere bei der Credit Suisse, wo er insgesamt 27 Jahre tätig war. Nach eigenen Angaben war Brunner der erste Schweizer Banker in China und eröffnete 1985 die Vertretung der CS in Peking. Drei Jahre später wurde er zum Head of North Asia befördert und leitete die Büros in Südkorea, Peking und Hongkong.

Danach wurde er Chief Operating Officer der Region Asien von Coutts International mit Sitz in Singapur. Im Jahr 2000 wurde er zum CEO in Zürich ernannt. 2010 übernahm Brunner die Leitung des Asiengeschäfts der BSI Bank in Singapur und baute es «praktisch aus dem Nichts zu einem hochprofitablen Unternehmen mit über 200 Mitarbeitenden auf», wie er schreibt. Viele seien ihm von Coutts zu BSI gefolgt. Brunner lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Singapur.

Im Zuge des 1MDB-Skandals griffen nicht nur die Behörden in Singapur durch. Auch der damalige Finma-Chef Mark Branson fuhr «schweres Geschütz» gegen die Banca Svizzera Italiana auf, wie die HandelsZeitung 2016 schrieb. Die BSI habe bei Geschäften mit dem malaysischen Staatsfonds 1MDB die Geldwäschereibestimmungen «grob verletzt».

Die Finma zog 95 Millionen Franken ein und eröffnete ein Enforcement-Verfahren gegen zwei Ex-Manager von BSI, um deren «individuelle Verantwortlichkeiten» zu klären. Damals wurde bekannt, dass die Finma sowohl gegen Hans Peter Brunner als auch gegen den ehemaligen Chefjuristen vorging. Brunners Anwalt Benno Hafner bestätigte damals das Enforcement-Verfahren.

Finma änderte Taktik

Es war die Zeit, als die Finma ihre Taktik änderte und vermehrt das oberste Bankkader ins Visier nahm. Wie die «NZZ am Sonntag» 2021 schrieb, warf Hans Peter Brunner dem Regulator Ungleichbehandlung vor. Dem ehemaligen Topbanker der BSI in Singapur waren Banker unterstellt, die Kunden betreuten, die in den Korruptions- und Geldwäschereiskandal um den malaysischen Staatsfonds verwickelt waren.

In der Folge wurde der BSI die Lizenz in Singapur und der Schweiz entzogen, die Bank wurde von EFG International geschluckt. Mehrere BSI-Banker wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt. Gegen Brunner selbst wurde nie Anklage erhoben. Wie die «NZZ am Sonntag» schrieb, wurde gegen Brunner ein Berufsverbot verhängt. Dagegen wehrte er sich vor Gericht. Obwohl Brunner zum Zeitpunkt der ersten Einvernahme bereits im Pensionsalter gewesen sei und erklärt habe, auf eine künftige Tätigkeit in der Finanzbranche zu verzichten, habe die Finma am Verfahren festgehalten.