In Klimafragen befindet sich die Finanzwelt in einem epochalen Wandel. Die Verlautbarungen, zum Ausstieg aus der fossilen Energiewirtschaft beizutragen, werden mit jeden Tag, mit dem die Präsidentschaft von Donald Trump näher rückt, leiser und leiser. Am Montag hat nun auch JP Morgan beschlossen, der Net Zero Banking Alliance den Rücken zu kehren.
Die grösste aller Wall-Street-Banken folgt damit allen anderen US-Grossbanken, die in den vergangenen Wochen ihren Austritt angekündigt haben. In der vergangenen Woche war es Morgan Stanley. Zuvor hatten bereits die Citigroup und die Bank of America ihren Rückzug bekannt gegeben. Goldman Sachs und Wells Fargo hatten die Gruppe schon früher verlassen.
JP Morgan argumentiert wie die meisten anderen Banken: Trotz ihrer Entscheidung, die NZBA zu verlassen, wolle sie weiterhin an ihren Klimazielen festhalten. Stattdessen werde sich die Bank auf «pragmatische, marktbasierte Lösungen» konzentrieren, die mit ihren Geschäftsinteressen und den Prioritäten ihrer Aktionäre in Einklang stünden. Darüber hinaus wolle die Bank weiterhin kohlenstoffarme Technologien fördern und die Energiesicherheit durch unabhängige Anstrengungen verbessern.
Für die NZBA ist das ein herber Rückschlag. Mit JP Morgan verliert die Allianz eines ihrer bedeutendsten Mitglieder. Während sie einst Vermögenswerte in Höhe von 74 Billionen Dollar repräsentierte, belaufen sich diese nach dem Austritt der US-SChwergewichte noch auf 61 Billionen Dollar – ein Rückgang um 17 Prozent.
Wie wird sich die UBS verhalten?
Offen ist, wie sich die UBS verhält. Als Bank mit einem grossen Fussabdruck in den USA wird sie die Entwicklung genau beobachten. Die Bank ist wegen ihrer Klimapolitik bereits ins Visier republikanisch regierter Bundesstaaten geraten. So steht die UBS seit 2022 auf der schwarzen Divestment-Liste des Comptroller of Texas. Die Finanzaufsicht des Bundesstaates wirft der Bank und einigen anderen, vor allem europäischen Instituten vor, Energieunternehmen in Texas zu boykottieren.
Die Mitglieder der Net Zero Banking Alliance, die 2021 als Teil der Glasgow Financial Alliance for Net Zero (GFANZ) gegründet wurde, haben sich das gemeinsame Ziel gesetzt, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Im Dezember beschuldigte der Justizausschuss des Repräsentantenhauses unter dem Vorsitz des Republikaners Jim Jordan die Gruppe, ein «Klimakartell» gebildet zu haben. Mit der Wahl von Donald Trump hat sich der Druck auf «woke» Geschäftspraktiken weiter erhöht.
Trump selbst ist ein grosser Förderer fossiler Energien. Mit seiner "Drill Baby Drill"-Rhetorik propagiert er die uneingeschränkte Förderung von Öl und Gas, während er Klimaschutzmassnahmen als Hindernis für wirtschaftliches Wachstum darstellt. Seine Rückkehr ins Weisse Haus nehmen viele Banken zum Anlass, sich von Initiativen wie der Net Zero Banking Alliance zu distanzieren, um Konflikte mit einer Regierung zu vermeiden, die fossile Brennstoffe offen unterstützt.
JP Morgan plant offenbar, sämtliche rund 300.000 Mitarbeiter der Bank an fünf Tagen in der Woche ins Büro zurückzuholen. Schon jetzt arbeitet der Großteil der Belegschaft wieder vollzeit vor Ort. Beschäftigte mit Kundenkontakt sowie Führungskräfte sind bereits dazu verpflichtet, an allen Wochentagen zu pendeln. Für andere Mitarbeiter gilt aktuell noch die Möglichkeit, an bis zu zwei Tagen pro Woche im Home-Office zu arbeiten. Noch im vergangenen Jahr hatte CEO Jamie Dimon betont, dass es für bestimmte Rollen in Ordnung sei, ein oder zwei Tage von zu Hause aus zu arbeiten.