Interview
Der ehemalige Finanzminister spricht von einer latenten Gefahr, die von der grössten Bank der Schweiz ausgeht.
13. Januar 2025 • Beat Schmid

Nach der Übernahme der Credit Suisse sei die UBS zu gross für die Schweiz, sagte der ehemalige Finanzminister Ueli Maurer in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen (Abo). «Wenn man rein die Zahlen anschaut und die UBS mit der Schweizer Volkswirtschaft vergleicht, ist sie zu gross. Daher muss man das Risiko verkleinern», sagte er.

Gleichzeitig hält er nicht viel von neuen Auflagen. Wenn diese zu hoch seien, würden die Banken nicht mehr konkurrenzfähig sein und sich womöglich bessere Standorte suchen. Für die Schweizer Wirtschaft mit ihren vielen internationalen Multis sei eine Grossbank ein «Standortvorteil», ist Maurer überzeugt. «Nur müssen die Risiken minimiert werden.»

Maurer: «Das ist ein Prozess und die UBS ist gesprächsbereit. Sergio Ermotti kennt das Bankgeschäft von Grund auf. Doch vielleicht geht die Bank in Zukunft wieder einmal grössere Risiken ein. Und wenn man schaut, was in den nächsten Jahren mit der Weltwirtschaft passieren kann, ist die Gefahr latent vorhanden.»

Die Risiken zu reduzieren, sei in erster Linie Aufgabe der Aktionäre, meint Maurer. Sie würden die Organe wählen und mit ihrem Kapital haften. «Diese müssen die Verantwortung übernehmen, nicht am Schluss die Steuerzahler. Gesetzgeberische Massnahmen müssen sicher auch geprüft werden.»

Doch wie die Krise der Credit Suisse gezeigt hat, ist ein zersplittertes Aktionariat ein schlechter Verantwortungsträger. Die Aktionäre können kaum Einfluss auf den Verwaltungsrat nehmen.

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