Digital-Studie
Während im Ausland Kontoeröffnungen mit Selfie und Ausweis-Scan nur Minuten dauern, kann sich der Eröffnungsprozess bei Schweizer Banken oftmals Tage hinziehen. Die Schweiz gerät ins Hintertreffen.
6. März 2025 • red.

Die Schweizer Banken geraten im internationalen Vergleich zunehmend ins Hintertreffen, wenn es um digitale Innovationen geht. Laut der am Donnerstag veröffentlichten Studie «Digital Banking Maturity» des Beratungsunternehmens Deloitte verlieren hiesige Finanzinstitute im globalen Digitalranking weiter an Boden.

So fiel die Schweiz im Ranking der Retailbanken von Platz 18 im Jahr 2020 auf Platz 27 zurück. 2018 hatte sich das Land noch in den Top 5 positioniert. Während andere Märkte ihre digitalen Angebote kontinuierlich ausbauten, haben Schweizer Banken diesen Trend nicht im gleichen Tempo mitvollzogen.

Laut Deloitte erreichen die untersuchten Schweizer Banken im Schnitt einen «digitalen Reifegrad» von 39 Punkten – weniger als der globale Durchschnitt von 41 Punkten und weit hinter den digitalen Vorreitern mit über 60 Punkten. Keine der analysierten Schweizer Banken zählt zur Spitzengruppe.

«Während Echtzeit-Benachrichtigungen, KI-gestützte Spartools und digitale Versicherungen international längst Standard sind, fehlen diese Services bei vielen Schweizer Banken», heisst es in der Studie.

Kontoeröffnung dauert oft mehrere Tage

Zwar gibt es Fortschritte bei der digitalen Kontoeröffnung – mit Ausnahme einer Bank bieten alle untersuchten Institute inzwischen eine Online-Kontoeröffnung an. Doch der Prozess bleibt langwierig: In vielen Fällen müssen Kunden mehrere Stunden oder sogar Tage warten. Während internationale Digitalbanken dank KI-gestützter Echtzeit-Prüfungen ein Konto in wenigen Sekunden eröffnen, sind in der Schweiz häufig weiterhin Videoanrufe oder gar ein Besuch in der Filiale erforderlich.

«Schweizer Banken haben beim digitalen Onboarding kleine Fortschritte gemacht, doch im internationalen Vergleich bleibt der Prozess umständlich und langsam», erklärt Cyrill Kiefer, Banking Consulting Lead bei Deloitte Schweiz. In Ländern wie Grossbritannien reiche ein Selfie und ein Scan des Ausweises für die Kontoeröffnung aus.

Auch beim Mobile Banking gibt es Nachholbedarf. Während sich im Ausland das Smartphone zunehmend als zentraler Zugangskanal für Bankgeschäfte etabliert, hinkt die Schweiz hinterher. So bieten nur rund ein Drittel der hiesigen Banken Echtzeit-Benachrichtigungen über Ausgaben an. Zudem fehlen vielen Schweizer Banking-Apps grundlegende Funktionen, die die Kundeninteraktion und -bindung fördern könnten.

Für die Studie hat Deloitte mittels «Mystery Shopping»-Methode über 1000 digitale Bankfunktionen bei 349 Banken in 44 Ländern analysiert, darunter 12 Schweizer Retailbanken mit einer Marktabdeckung von über 80 Prozent. Berücksichtigt wurden Universal-, Kantonal-, Genossenschafts- und Digitalbanken aus allen Sprachregionen. Die Ergebnisse zeigen: Die Schweizer Bankenlandschaft ist zwar breit aufgestellt, doch in Sachen Digitalisierung gibt es erheblichen Aufholbedarf.