Saxo-Bank-Deal
Der Einstieg von J. Safra Sarasin bei der Saxo Bank ist ein Coup, mit dem nur wenige gerechnet haben. Der Deal lässt die Branche staunen - und erinnert an eine prominente Transaktion.
11. März 2025 • Beat Schmid

Die Überraschung war perfekt. Kaum jemand hatte die Übernahme auf dem Radar. Der Kauf beziehungsweise die Beteiligung von J. Safra Sarasin an der dänischen Saxo Bank ist mutig, denn es handelt sich nicht nur um eine Arrondierung, sondern um einen grösseren strategischen Schritt. Dies zeigt sich auch in den verwalteten Kundenvermögen. Diese werden um rund ein Drittel auf 356 Milliarden Dollar steigen.

Die Transaktion - J. Safra Sarasin wird 70 Prozent an der Saxo Bank halten - sei eine «strategische Weichenstellung», schrieb die Bank gestern in einer Mitteilung. Während die Saxo Bank als eigenständige Einheit bestehen bleibt, will J. Safra Sarasin die technologische Plattform der Dänen in das eigene Geschäftsmodell integrieren.

Auf der Kostenseite dürfte das Ziel klar sein: Durch den Zusammenschluss soll die kombinierte Bank den Flow deutlich steigern können. Dadurch werden die Systeme besser ausgelastet, was wiederum die Stückkosten senkt. «Ich verstehe die industrielle Logik hinter dem Deal», sagt der Chef einer Schweizer Privatbank über die Übernahme.

Dass klassische Banken eine Online-Bank kaufen, dafür gibt es ein prominentes Beispiel. Morgan Stanley hatte sich 2020 den amerikanischen Online-Broker E-Trade einverleibt. Die Wall-Street-Bank zahlte damals 13 Milliarden Dollar in Aktien.

Strategischer Schachzug

Die Übernahme von E-Trade war auch ein strategischer Schachzug: Mit der Einverleibung der Handelsplattform für Privatanleger baute Morgan Stanley seine Vermögensverwaltungssparte deutlich aus. Die Grossbank gewann Zugang zu über 5,2 Millionen Privatkunden und zusätzlichen Kundengeldern in der Höhe von 360 Milliarden US-Dollar.

Die Motivation hinter dem Kauf war klar: Morgan Stanley wollte die Abhängigkeit vom volatileren Investmentbanking reduzieren und die Präsenz im Privatkundensegment stärken. Die Reaktionen auf die Übernahme waren damals überwiegend positiv.

Die Übernahme der Saxo Bank durch J. Safra Sarasin folgt einer ähnlichen strategischen Logik: Beide Banken setzen auf Expansion durch die Integration technologieintensiver Finanzdienstleister. Während Morgan Stanley mit E-Trade sein Geschäft im Privatkundensegment ausbaute, nutzt J. Safra Sarasin die Saxo Bank als Sprungbrett für ein technologisch optimiertes Handels- und Vermögensverwaltungsgeschäft.

Beide Deals zeigen den Trend, dass klassische Banken verstärkt auf digitale Plattformen setzen, um Skaleneffekte zu erzielen und neue Kundensegmente zu erschliessen. Kosteneinsparungen durch eine bessere Auslastung der Systeme sind ein weiteres gemeinsames Ziel.

Darüber hinaus zeigen beide Transaktionen, dass Banken zunehmend hybride Modelle anstreben, in denen klassische Finanzdienstleistungen mit modernen, digitalen Handelsplattformen kombiniert werden. Eine weitere Parallele besteht darin, dass Safra Sarasin die Marke Saxo Bank weiterführt.

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