US-Steuerfall
Zwei Hinweisgeber haben mit ihren Enthüllungen die Credit Suisse ans Messer der US-Justiz geliefert. Ihren winkt eine Entschädigung von Dutzenden Millionen Dollar.
15. Mai 2025 • Beat Schmid

Die UBS hat einer Busse von 511 Millionen Dollar zugestimmt – wegen Verfehlungen der Credit Suisse im Zusammenhang mit US-Steuerpflichtigen. Ein beträchtlicher Teil dieser Summe wird nun direkt in die Taschen von zwei früheren Angestellten der Credit Suisse fliessen. Sie hatten als Whistleblower mit ihren Enthüllungen den Fall ins Rollen gebracht.

Das US-amerikanische Whistleblower-Programm sieht vor, dass Hinweisgeber bis zu 30 Prozent der verhängten Busse erhalten können. Insgesamt könnten den beiden Bankern bis zu 153 Millionen Dollar zufliessen. Es wäre eine der höchsten Summen, die je in einem Steuerfall dieser Art ausbezahlt wurden.

Gut in Erinnerung ist Bradley Birkenfeld: Der frühere UBS-Banker hatte mit seinen Enthüllungen den Steuerstreit mit der UBS – und in der Folge mit dem gesamten Schweizer Finanzplatz – ausgelöst. Er erhielt von der US-Steuerbehörde im Jahr 2012 eine Zahlung von 104 Millionen Dollar. Birkenfeld bekam damit rund 13 Prozent der damals gegen die UBS verhängten Busse von 780 Millionen Dollar. Allerdings wurde Birkenfeld selbst strafrechtlich verfolgt und musste eine Gefängnisstrafe verbüssen.

Namenlose Whistleblower

Wer die Whistleblower im Fall der Credit Suisse sind, ist bislang nicht bekannt – offenbar auch aus Angst vor Strafverfolgung in der Schweiz. Bei einem von ihnen soll es sich um einen Banker des Südamerika-Desks handeln. 2014 soll er im Café Al Leone an der Zürcher Bahnhofstrasse gesessen und den berühmten Beschwichtigungen von Brady Dougan auf den TV-Screens zugeschaut haben – und dabei laut ausgerufen haben: «Diese Lügner!»

«Die Whistleblower fühlen sich bestätigt – für die Wahrheit, für den Mut und dafür, einem der mächtigsten Finanzinstitute die Stirn geboten zu haben», sagte Jeffrey Neiman, ein Anwalt der Hinweisgeber. Und sie werden nun fürstlich entschädigt für ihre Offenbarungen – hätte er noch hinzufügen können.

Der Vergleich wurde letzte Woche bekannt. Der Fall ist brisant, weil er zeigt, dass die Credit Suisse auch nach dem Vergleich mit den US-Behörden im Jahr 2014 weiterhin US-Kunden geholfen hat, Vermögen vor dem Fiskus zu verstecken. Demnach eröffnete die Bank nach 2014 mehr als zwei Dutzend neue, potenziell steuervermeidende Konten für US-Kunden. Zudem blieben bestehende Grosskunden-Konten unangemeldet, und in einigen Fällen half die Bank bei der Vermögensverschiebung – ohne die Steuerbehörden zu informieren.

Viele Führungsleute aus der damaligen Zeit sind nicht mehr im Banking aktiv. Etwa Brady Dougan, Tidjane Thiam, Urs Rohner oder Hans-Ueli Meister, der bis 2015 Schweiz-Chef und Chef des weltweiten Private Bankings war. Weiterhin aktiv dagegen ist Iqbal Khan, der Co-Leiter des globalen Wealth Management der UBS. Er war ab 2013 Finanzchef des CS-Private-Bankings und ab 2015 Chef jener Abteilung, in der es zu den Verfehlungen kam.

MEHR ZUM THEMA


St. Moritz ist der Hotspot im Derivate-Debakel der UBS

Die Filiale im Engadin verkaufte besonders aktiv hochkomplexe Devisen-Kontrakte an vermögende Kunden. Jetzt ist dort ein Troubleshooter aus dem Unterland im Einsatz.
13. Mai 2025

Explodiert bei der UBS gerade eine Derivate-Bombe?

Die Bank hat komplexe Devisenderivate an Privatkunden verkauft. Diese haben damit grosse Verluste erlitten. Dass sich die UBS bisher nicht dazu äussert, ist kein gutes Zeichen.
12. Mai 2025

Neues «Dashboard»: UBS überwacht Büro-Anwesenheit der Mitarbeitenden

Die Grossbank will ihre Mitarbeitenden wieder vermehrt im Büro sehen. Damit das gelingt, hat die UBS ein ausgefeiltes Überwachungssystem eingeführt.
5. Mai 2025