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Tom Hayes war der erste Banker, der wegen der Manipulation des Libor-Zinssatzes ins Gefängnis musste. Jetzt wirft er der UBS vor, einen Sündenbock aus ihm gemacht zu haben.
28. Oktober 2025 • Beat Schmid

In einer am Montag eingereichten Klage im US-Bundesstaat Connecticut erhebt der frühere Starhändler der UBS, Tom Hayes, schwere Vorwürfe. Er wirft der Bank vor, sie habe die US-Behörden in die Irre geführt und Hayes als den «bösen Mastermind» hinter dem mutmasslichen Libor-Skandal dargestellt – um die eigene Führungsetage zu schützen und drohende Bussen zu reduzieren. Er verlangt von der UBS 400 Millionen Dollar.

Hayes sass fünfeinhalb Jahre einer ursprünglich elfjährigen Haftstrafe ab. Er wurde beschuldigt, eine zentrale Rolle in einer gross angelegten Verschwörung zur Manipulation des inzwischen eingestellten London Interbank Offered Rate (Libor) gespielt zu haben.

Der Skandal, der 2012 öffentlich wurde, führte zu Bussen von insgesamt fast 10 Milliarden US-Dollar gegen ein Dutzend Banken und Brokerhäuser. Hayes beteuerte stets seine Unschuld und erklärte bereits im ursprünglichen Prozess, er habe lediglich an einer «branchenweiten Praxis» teilgenommen. Die Aufsichtsbehörden hätten ihn zum Sündenbock gemacht, um ein Exempel zu statuieren.

«Böswillige Strafverfolgung»

Nun verlangt Hayes eine Entschädigung für das Leid, das ihm durch das Urteil entstanden sei. Er verklagt die UBS wegen «böswilliger Strafverfolgung» und wirft der Bank vor, eine «grundlegend fehlerhafte» Untersuchung geführt zu haben, um ihm gezielt die Verantwortung zuzuschieben.

Der Versuch, die UBS juristisch zur Rechenschaft zu ziehen, kommt nur wenige Monate, nachdem der britische Supreme Court im Juli das zehn Jahre alte Urteil gegen Hayes aufgehoben hat. Grund war, dass der ursprüngliche Richter der Jury «unzutreffende und unfaire» Anweisungen gegeben habe, was Hayes um ein faires Verfahren brachte.

Die obersten Richter stellten jedoch klar, dass sie ihn nicht vollständig freisprechen. Es habe «ausreichende Beweise» gegeben, die bei korrekter Anweisung der Jury zu einem Schuldspruch hätten führen können. «Aber die Jury wurde nicht korrekt instruiert», heisst es im Urteil. «Die Verurteilungen sind daher unsicher und können nicht bestehen bleiben.»

«Mein Leben wurde zerstört»

In einer Stellungnahme zur Klage gegen die UBS sagte Hayes: «Es hat mich über ein Jahrzehnt gekostet, meine falsche Verurteilung aufheben zu lassen und meinen Namen reinzuwaschen.» Sein Rechtsteam werde nun für Gerechtigkeit sorgen und dafür schauen, dass die UBS für die Art und Weise, wie sie mich zum Sündenbock gemacht hat, zur Verantwortung gezogen werde.

«Das Verhalten der Bank hat mein Leben zerstört – ich habe meine Freiheit und meine Ehe verloren, die Kindheit meines Sohnes verpasst.» Die Haftstrafe habe seine mentale und physische Gesundheit schwer beschädigt. «UBS hat zudem meine Karriere und meinen Ruf vernichtet.»

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