Mehrere der bekanntesten Wirtschaftsgrössen der Schweiz haben im Weissen Haus an einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump teilgenommen – und damit offenbar neue Handelsgespräche angestossen. Ziel ist es, die von Washington verhängten Strafzölle auf Schweizer Warenexporte zu senken.
Unter den Teilnehmenden befanden sich laut einer Mitteilung Alfred Gantner, Mitgründer der Partners Group, Rolex-CEO Jean-Frédéric Dufour, Daniel Jaeggi vom Rohstoffhändler Mercuria, Richemont-Präsident Johann Rupert, Diego Aponte von der Reederei MSC sowie Marwan Shakarchi vom Goldraffinerie-Unternehmen MKS Pamp.
Offiziell sind keine Details über den Inhalt der Gespräche bekannt. Das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) bestätigte, dass es über die Initiative informiert war, betonte jedoch, dass es sich um eine privatwirtschaftliche Aktion handle. «Diese private Initiative von Schweizer Wirtschaftsführern wurde vom Seco in der Vorbereitung unterstützt, findet jedoch unabhängig vom Bundesrat statt», hiess es in einer Stellungnahme.
Rohstoffdeals sollen Trump besänftigen
Gemäss gut informierten Kreisen wurden unter anderem milliardenschwere Rohstoffdeals diskutiert, um die Regierung Trump zu einer Reduktion der Importzölle von aktuell 39 Prozent zu bewegen. Daniel Jaeggi vom Genfer Rohstoffhändler Mercuria soll dabei sein ganzes Gewicht als einer der weltweit grössten unabhängigen Trader von fossilen Brennstoffen in die Waagschale geworfen haben. Er war bereits beim ersten Spitzentreffen zwischen der Schweiz und Washington dabei.
Auch soll es um mögliche Investitionen von Schweizer Goldraffinerien in den USA gegangen sein, um das Handelsbilanzdefizit zwischen den USA und der Schweiz zu senken. MKS Pamp mit Hauptsitz in Genf verfügt über eine Raffinerie in Castel San Pietro im Tessin. Zudem unterhält das Unternehmen mehrere Vertriebsstandorte in den USA sowie über ein Joint Venture eine weitere Raffinerie in Indien. Verwaltungsratspräsident von MKS Pamp ist der frühere SNB-Präsident Jean-Pierre Roth.
Die Gruppe soll gegenüber Trump verdeutlicht haben, dass die Schweiz nicht Teil der Europäischen Union sei und es für die USA ein Vorteil sein könnte, über einen starken Handelspartner ausserhalb der EU in Europa zu verfügen. Mit Fredy Gantner von der Partners Group nahm zudem ein bekennender EU-Skeptiker im Oval Office an den Gesprächen teil. Gantner engagiert sich aktiv gegen eine stärkere institutionelle Einbindung der Schweiz in die Europäische Union und lehnt ein umfassendes Rahmenabkommen ab.
Karin Keller-Sutter aus dem Rennen
Im Zoll-Dossier scheint sich Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter aus dem Rennen genommen zu haben. In einem Blick-Interview sagte sie zum aktuellen Stand: «Das zuständige Staatssekretariat für Wirtschaft ist in Kontakt mit den US-Behörden. Letztendlich liegt es am US-Präsidenten, ob er auf einen Deal eingehen will oder nicht.»
Und zu ihrem verpatzten Rencontre mit dem früheren Immobilienspekulanten aus New York meinte Keller-Sutter: Sie habe ihre Verantwortung als Bundespräsidentin wahrgenommen und mit Präsident Trump telefoniert. «Er war mit der ausgehandelten Vereinbarung nicht einverstanden. Punkt. Damit muss man leben. Die Gespräche laufen weiter.» Nur ohne sie – wie es scheint.

