Die UBS ist Bank der Superreichen. So hat sie sich in den letzten Jahren positioniert, als Bank der Milliardäre. Vermögende Kunden mit weniger als 4 bis 5 Millionen Franken wurden ins gehobene Retailkundengeschäft umgeleitet.
Das Business mit den Superreichen hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Einst waren sie begehrte Neugeld- und Margenlieferanten. Heute sind sie das nur noch zum Teil. Auch, weil die Superreichen aufgerüstet haben und Anlageprofis beschäftigen. Im Geschäft mit professionell geführten Family-Offices ist ein harter Konkurrenzkampf ausgebrochen.
Nur noch ein Rappenspalterbusiness
Mandate werden auf eine Weise vergeben, die an WTO-Ausschreibungen erinnern. Die Beraterteams müssen sich nicht nur lange Fragenkatalogen durchkämpfen, sie müssen vor allem mit den Konditionen runter, wenn sie einen Pitch gewinnen wollen. Auf bis zu zwei bis drei Basispunkte runter. Wie man damit noch Geld verdienen soll, ist selbst für die Kundenberater ein Rätsel. Das Geschäft mit den Milliardären ist zum Rappenspalterbusiness geworden.
Daher macht es Sinn, dass die UBS die vermögendsten Kunden näher ans Investmentbanking heranführen möchte. Auch nachvollziehbar ist, wenn die UBS die digitalen Verkaufskanäle pushen will. Wealthfront, für die sie 1,4 Milliarden zahlt, verlangt eine Gebühr von 25 Basispunkten. Das ist immerhin zehnmal mehr als eine knausrige Milliardärin zahlen würde. Und dennoch viel weniger als ein durchschnittlicher Schweizer Retailkunde.
Wie stark die UBS im Vermögensverwaltungsgeschäft (Global Wealth Management, GWA) unter Druck steht, lässt sich an der Cost-Income-Ratio ablesen, dem Kosten-Ertrags-Verhältnis. Im abgelaufenen Quartal schnellte dieses Verhältnis auf 88 Punkte noch – so hoch wie seit langem nicht mehr. Klar, einen Teil davon ist auf Rückstellungen im Frankreich-Rechtsfall zurückzuführen.
Schweizer Retailgeschäft muss für Frankreich-Fall aufkommen
Doch die Zahl würde noch schlechter ausfallen, wenn die Bank nicht einen Teil dieser Rückstellungen dem Schweizer Geschäft belastet hätte. Warum das Schweizer Firmen- und Kleinkundengeschäft für die Verfehlungen in Frankreich aufkommen muss, ist von aussen nicht nachzuvollziehen. Doch selbst ohne Rückstellungen würde das Kosten-Ertrags-Verhältnis in der GWA-Unit noch bei 75 Prozent liegen, wie der UBS-Finanzchef Kirt Gardner gestern ausführte.
Das hohe Cost-Income-Verhältnis ist ein guter Indikator, der auf die eigentlichen Probleme der Bank hindeutet: die zu hohen Kosten. Im Bereich Global Wealth Management lassen sich die Ausgaben über die Quartale vergleichen. Sie kannten immer nur eine Richtung: nach oben. Das liegt nicht nur daran, dass bei der UBS die Entschädigungen für Kundenberater in den USA an die verwalteten Vermögen gekoppelt sind. Steigen die Vermögen, füllen sich auch die Lohntüten.
Zaghaftes Bremsmanöver
Wenn Ralph Hamers ein neues Sparprogramm über eine Milliarde ankündigt, klingt das zwar nach einer harten Massnahme. Doch angesichts der effektiven Kostenentwicklung wirkt es zaghaft. Allein in den vergangenen 12 Monaten kletterten die Personalkosten um über eine Milliarde auf 18,3 Milliarden Dollar. Der gesamte Kostenblock der Bank überschritt 2021 die Marke von 26 Milliarden Dollar. Vor zwei Jahren beliefen sich die Kosten auf 23,3 Milliarden Dollar – ein Plus von fast 3 Milliarden in nur zwei Jahren.
Zwar machte die Aktie gestern einen grossen Sprung (+8%) nach oben. Doch die UBS müsste sich viel härtere Kostenreduktionsziele setzen, um für Anlegerinnen und Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont interessant zu werden. Ralph Hamers müsste viel kräftiger auf die Kostenbremse drücken – nur schon um das Kostenwachstum zu entschleunigen.