Der Holländer Ralph Hamers hat in seinem ersten vollen Jahr bei der UBS zweistellig verdient. Total erhält er 11,5 Millionen Franken zugesprochen, wie aus dem heute veröffentlichten Geschäftsbericht hervorgeht. Damit bekommt er knapp zwei Millionen Franken weniger als sein Vorgänger Sergio Ermotti, der 2020 ein Salär von 13,3 Millionen bezog. Hamers verdient aber fast siebenmal so viel wie bei seinem früheren Arbeitgeber ING.
Der gesamte Bonuspool der UBS stieg um 10 Prozent auf 3,7 Milliarden Dollar. Bei über 71’000 Vollzeitbeschäftigten macht dies pro Kopf im Durchschnitt 51’000 Dollar. Doch die Boni sind ungleich verteilt: Die sogenannten Key Risk Taker, von denen die Grossbank 699 beschäftigt, beanspruchen rund ein Drittel des gesamten Bonuspools. Das macht rund 1,5 Millionen Dollar pro Individuum.
Die Gesamtlohnsumme der UBS schwoll im letzten Jahr auf 18,4 Milliarden Dollar an (257’600 Dollar pro Kopf). Sie liegt sechs Prozent über dem Wert des letzten Jahres, als 17,2 Milliarden an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezahlt wurden.
Ihre Lohntüte stark vergrössern konnten die Finanzberater, die in den USA tätig sind. Da ihre Entschädigungen an die Börsenentwicklung gekoppelt sind, stiegen ihre Lohnkosten um 800 Millionen auf 4,86 Milliarden Dollar.
Generalversammlung ohne Publikum
Die Grossbank hat entschieden, die Generalversammlung auch dieses Jahr ohne Publikum durchzuführen. Es ist damit bereits die dritte Aktionärsversammlung, die nur virtuell und ohne Wortmeldungen stattfinden wird. Die Bank begründet den Entscheid in einer Mitteilung mit pandemiebedingten Einschränkungen, die Ende Januar 2022 noch in Kraft waren.
Vor einem Jahr hab es zum Teil heftige Kritik an der Lohnpolitik der Grossbank. Da aber die grossen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis den Anträgen zustimmten, blieb die Ohrfeige ans oberste Management aus. «Wir empfinden Saläre im zweistelligen Millionenbereich grundsätzlich als zu hoch», sagte damals Christophe Volonté, Leiter von zRating. Als CEO der niederländischen Grossbank ING, die längere Zeit rentabler als UBS unterwegs war, erhielt Hamers noch ein Jahresgehalt von 1,75 Millionen Euro.
Ungelöster Archegos-Fall
Auch dieses Jahr dürfte es laute Kritik geben. Ein Thema könnten die sprudelnden Boni angesichts des Grossverlusts in der Investmentbank sein. Die UBS machte neben der Credit Suisse, Nomura, Morgan Stanley und anderen Banken Geschäfte mit Bill Hwang und seiner Archegos Capital Management. Insgesamt stellten die Banken dem Hedge-Fonds bis zu 50 Milliarden Dollar bereit, um auf Aktien zu spekulieren.
Als die Positionen wie ein Kartenhaus zusammenbrachen und die Banken plötzlich auf riesigen Positionen sassen, kam es zu Absprachen unter den involvierten Banken. Da die UBS und die Credit Suisse relativ spät verkauften, erlitten sie hohe Verluste. Die UBS verlor 861 Millionen Dollar.
Andere Banken stiessen die Aktien in sogenannten Blocktrades sofort ab, was ihren Schaden minimierte. Wie das genau lief und ob beim Verkauf dieser Grosspakete Regeln verletzt wurden, wird in den USA von der Börsenaufsicht und dem Justizministerium untersucht. Wie letzte Woche bekannt wurde, befinden sich die Parteien in Vergleichsverhandlungen. Diese dürften auf Strafzahlungen hinauslaufen.