Aktionäre der Credit Suisse machen Druck auf die Bankleitung. Sie verlangen, dass sie die Entlastung der Organe von der Traktandenliste der Generalversammlung streicht. Sie wollen damit verhindern, dass sich die Führung im Fall von Greensill reinwaschen kann – und somit gegen möglichen rechtlichen Schritten und Schadenersatzforderungen immunisiert wird.
CS-Investoren stören sich an der Entscheidung des Verwaltungsratspräsidenten Axel Lehmann, einen Untersuchungsbericht zum Greensill-Debakel unter Verschluss zu behalten. Die Schweizer Stimmrechtsvertreterin Ethos schreibt auf Anfrage: "Wir haben die Bank formell aufgefordert, den Fall Greensill aus der Entlastungsabstimmung für das Geschäftsjahr 2021 zu streichen."
"Wir sind der Meinung, dass die Aktionärinnen und Aktionäre ohne vertiefte Informationen über den Greensill-Fall nicht in der Lage sein werden, über ein Traktandum abzustimmen, das die Verwaltungsräte und Führungskräfte von einer möglichen Mitschuld am Greensill-Skandal entlasten würde", sagt CEO Vincent Kaufmann.
Am Sonntag hatte die “Financial Times” (Artikel bezahlpflichtig) als erstes Medium über den Vorstoss der Aktionäre geschrieben, ohne jedoch Namen zu nennen.
Zur Pleite kam es vor über einem Jahr, als der Zusammenbruch des Greensill-Firmenuniversums sogenannte Lieferkettenfonds der Credit Suisse in den Abgrund riss. Von den insgesamt 10 Milliarden Dollar Vermögen konnten bisher 6,7 Milliarden an die Kunden zurückgeführt werden.
Die Bank wird in den nächsten Tagen die Traktanden der Generalversammlung verschicken, die am 29. April stattfinden wird. Letzte Woche wurde bekannt, dass Vizepräsident Severin Schwan sowie weitere Mitglieder aus dem Gremium ausscheiden werden.
Letztes Jahr verzichtete die Bank freiwillig auf die Entlastung
Letztes Jahr hatte die Bank entschieden, auf die Entlastung zu verzichten. Damals waren die Skandale wegen Greensill und Archegos nur ein paar Wochen alt. Damals sagte die Bank, dass es im Interesse der Aktionäre sei, das Geschäft zu verschieben, bis interne Untersuchungen Klarheit über die Hintergründe der Skandale gebracht hätten.
Die Archegos-Pleite bescherte der Bank einen Handelsverlust von 5,5 Milliarden Dollar – den grössten in ihrer Firmengeschichte. Der Bericht dazu wurde letztes Jahr veröffentlicht. Derjenige über Greensill hingegen, der von der Kanzlei Walder Wyss und der Beratungsfirma Deloitte erstellt wurde, bleibt unter Verschluss. Die Ergebnisse liegen nur wenigen Stellen vor, unter anderem der Finanzmarktaufsicht.
Schon letztes Jahr forderte Ethos die “volle Transparenz” über die Untersuchungen. “Ethos verlangt, dass im Rahmen dieser Untersuchungen auch die Verantwortlichkeit des Verwaltungsrats geprüft wird und dass deren Ergebnisse veröffentlicht werden”, schrieb sie damals.