Ende Mai liess er eine Bombe platzen. An einer Konferenz der “Financial Times” ritt Stuart Kirk eine heftige Attacke auf die ESG-Industrie und löste damit eine grosse Debatte aus. Der oberste Chef von HSBC musste sich öffentlich von den Aussagen seines Responsible-Investment-Chefs distanzieren und liess ihn suspendieren. In einem am Donnerstag veröffentlichten Statement sagt Kirk zum definitiven Ende: Ironischerweise sei er angesichts seiner Berufsbezeichnung zu dem Schluss gekommen, dass seine Position bei der Bank nicht mehr “nachhaltig” war.
Stuart Kirk zeigt keine Reue – im Gegenteil: “In meiner 27-jährigen Karriere im Finanzwesen, im Journalismus und in der Beratung habe ich immer versucht, das Beste für meine Kunden und Leser herauszuholen – wohl wissend, dass dies auch immer ein Gewinn für meine Arbeitgeber war.” An der Konferenz stellte er infrage, ob es tatsächlich die Aufgabe der Finanzmärkte sei, sich um das Klima zu kümmern. Er sagte, dass die finanziellen Risiken des Klimawandels völlig übertrieben dargestellt werden.
Heute sagt er: "Investieren ist schwierig. Unseren Planeten zu retten auch. Die Meinungen darüber gehen weit auseinander.” Das wichtigste sei eine offene und ehrliche Debatte. Wenn Unternehmen die Meinungsvielfalt hochhalten, dann sollen sie sie auch zulassen. Cancel-Culture zerstöre Wohlstand und Fortschritt, sagte Kirk, der in seinem früheren Leben als FT-Journalist arbeitete.
"In der Finanzwelt gibt es keinen Platz für Tugendhaftigkeit”, sagte er. Als Autor, Forscher und Investor wisse er, dass man mit Worten oder dem Aktienhandel nicht viel erreichen könne. “Wahre Wirkung entsteht durch die Kombination von realen Massnahmen und innovativen Lösungen."
Stuart Kirt will eine neue Anlageklasse entwickeln
Seit seiner Suspendierung war Kirk nicht untätig. Kirk sagte, er habe eine Gruppe von Finanzcracks um sich geschart, um eine neue Anlageklasse zu entwickeln, die das zentrale Argument seiner Rede aufnehmen soll: dass der menschliche Einfallsreichtum die künftigen Herausforderungen meistern könne, wodurch gleichzeitig neue, vielversprechende Anlagechancen geschaffen werden.
"In der Zwischenzeit werde ich weiterhin mit scharfer Spitze gegen all den Unsinn, die Heuchelei, die schlampige Logik und das Gruppendenken innerhalb der Mainstream-Blase im Bereich Sustainable Finance ankämpfen", sagte Kirk.