CS-Radikalumbau
Er war der letzte Banker, der die CS im Griff hatte. Jetzt könnte er für wenig Geld Mitbesitzer der abgespaltenen CS First Boston werden.
28. Oktober 2022 • red.

Er hat die Mittel, es würde ihn interessieren, sagt ein Vertreter des Finanzplatzes über Brady Dougan, der von 2007 bis 2015 CEO der Credit Suisse war. Er war es, der die Bank erfolgreich durch die Finanzkrise steuerte. Er war der letzte Chef der CS, der sich im Investmentbanking auskannte. Nach einem langen Machtkampf mit dem damaligen Präsidenten Urs Rohner trat er von seinem Posten zurück. Seither lebt er wieder in den USA.

Wie die CS gestern mitteilte, will sie grosse Teile die Investmentbank von der Kernbank abtrennen. Das Beratungs- und das Kapitalmarktgeschäft sollen in eine neu zu gründende Firma überführt werden. Diese soll den alten Firmennamen CS First Boston (CSFB) tragen, wie die Investmentbank bis in die Nullerjahre hiess.

Die CS selbst wird künftig eine Mehrheit an der CSFB halten. Je nachdem sei auch eine Minderheitsbeteiligung möglich oder ein Börsengang, sagte CEO Ueli Körner gestern. Ebenfalls gab die CS-Führung bekannt, dass bereits ein “respektabler” Investor zugesagt habe, 500 Millionen Dollar in die neue Bank einzuschiessen.

Wer dieser Investor ist, gab die CS nicht bekannt. Brady Dougan ist inzwischen 63 Jahre alt und ist unter anderem in das Fintech-Unternehmen Exos investiert. Dougan gilt als Investmentbanker von der Scheitel bis zur Sohle. Er trat 1990 in die CS First Boston ein und machte schnell Karriere. Ab 2004 leitete der das gesamte Investment-Banking der CS.

Obwohl er nun schon sieben Jahre weg ist, kennt er noch immer jede Schraube in der Bank, sagt ein Vertrauter. Und er hat auch die Mittel, 500 Millionen Dollar aufzubringen.

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