Immobilienverkäufe
Die Grossbank soll die Luxusherberge am Paradeplatz für 400 Millionen Franken veräussern, hiess es. Dieser Preis ist stark übertrieben. Urs Rohner wird den Verkauf abwickeln.
16. November 2022 • Beat Schmid

Das 5-Sterne-Haus am Zürcher Paradeplatz wird von vielen Mythen umrankt. So soll es im Haus einen direkten unterirdischen Verbindungsgang zur Credit Suisse geben, die schräg vis-à-vis ihren Sitz hat. Wegen dieser und vielen anderen Geschichten galt das Hotel Savoy schlicht als unverkäuflich.

Doch jetzt, mitten in der tiefsten Krise der Grossbank, fällt auch das Tabu Savoy. “Die Bank hat sich entschieden, ein Verkaufsverfahren für das Hotel Savoy einzuleiten”, bestätigte eine CS-Sprecherin Anfang Oktober einen Bericht von “Inside Paradeplatz”.

Das Medium nannte einen Preis von 400 Millionen Franken für die Immobilie, die derzeit renoviert wird. Wie Tippinpoint aus Immobilienkreisen erfahren hat, ist dieser Preis jedoch überrissen. “Realistisch ist ein 30 Prozent tieferer Preis”, sagt ein Immobilienmanager mit Kenntnissen des Projekts.

280 Millionen Franken ist ein realistischer Preis

Das wären dann noch 280 Millionen Franken. Aus dem Innern der Bank tönt es ähnlich. Der Betrag ist tatsächlich zu hoch, sagte eine Person, die nicht genannt werden möchte. Die Pressestelle der Bank will sich dazu nicht äussern und lehnt einen Kommentar ab.

Im Unterschied zu Laden- oder Büroflächen werden Hotels oftmals tiefer bewertet, da sie geringere Erträge erwirtschaften. Der Preis einer Immobilie ist abhängig von den Cashflows, die ein Mieter mit dem Betrieb erbringen kann. Daraus ergibt sich dann eine Miete, die der Besitzer der Immobilie erzielen kann. Diese Mieteinnahmen wiederum definieren den Preis.

Zwar besitzt das Savoy im Erdgeschoss auch Ladenflächen, was die Bewertung leicht nach oben drückt, doch der Grossteil der Flächen wird als Hotelbetrieb genutzt. Zudem gibt es Bankettsäle und andere Räumlichkeiten, die über eine tiefe Auslastung verfügen und somit auf die Rendite drücken.

Im Unterschied zu anderen Immobilien, welche die CS in den letzten Jahren bereits verkauft hat, gibt es beim Savoy eine Besonderheit. Das Haus ist nicht im direkten Besitz der Credit Suisse, sondern es gehört der Savoy Hotel Baur en Ville AG. Diese wiederum wird mehrheitlich von der Credit Suisse gehalten.

Urs Rohner ist Verwaltungsratspräsident des Savoy

Der Verwaltungsrat der Gesellschaft wird jeweils mit hochkarätigen CS-Managern besetzt. Gemäss Handelsregister war in den Nullerjahren der damalige CS-CEO Lukas Mühlemann Vizepräsident der Aktiengesellschaft. Seit 2013 ist Urs Rohner Präsident des Verwaltungsrats. Auch nach seinem Abgang als Präsident der Bank vor zwei Jahren blieb er weiterhin im Amt. Seit Oktober 2022 ist Peter Derendinger Vizepräsident des Savoy. Er ist auch Präsident der Credit Suisse Schweiz AG.

Dass ausgerechnet Urs Rohner, unter dem der Schleuderkurs der Credit Suisse überhaupt erst begann, die Verkaufstransaktion abwickeln muss, ist vielleicht das letzte kuriose Kapitel in der über 100-jährigen gemeinsamen Geschichte des Luxushotels und der Paradeplatzbank.

Das 5-Sterne-Hotel ist seit Anfang Jahr geschlossen und wird totalsaniert. Die Credit Suisse hat den Betrieb an die asiatische Mandarin-Oriental-Hotel-Gruppe übergeben, die das Hotel Mitte 2024 unter dem Namen “Mandarin Oriental Savoy Zürich” wieder öffnen wird. Mit dem Verkauf des Hotels geht eine lange Geschichte zu Ende.

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