Greensill
CS half Greensill mit einem Kredit von 140 Millionen aus der Patsche. Dieser war mit sogenannten “Future Receivables” gesichert. Jetzt zeigt sich: Die Rechnungen stammen zum Teil von Firmen, die eine Kundenbeziehung bestreiten.
12. Dezember 2022 • red.

Die Credit Suisse gewährte Greensill Capital ein Notdarlehen in Höhe von 140 Millionen Franken. Als Sicherheiten dienten zum Teil zukünftige Rechnungen von Unternehmen. Die CS gewährte den Kredit im Oktober 2020. Wenige Monate später brach der Lieferketten-Finanzierer zusammen.

Wie die Financial Times (Abo) heute berichtet, bildeten Rechnungen, die von Liberty Commodities des Stahlmagnaten Sanjeev Gupta ausgestellt und an Greensill verkauft wurden, einen Teil der Sicherheiten für das Darlehen. Mehrere der auf den Rechnungen genannten Parteien haben jedoch gegenüber der FT erklärt, sie hätten keine Geschäfte mit Liberty gemacht.

Das Rohstoffunternehmen Liberty Commodities ist Teil von Guptas GFG Alliance, gegen die das britische Serious Fraud Office und die französische Polizei wegen des Verdachts auf Betrug und Geldwäsche ermitteln. GFG hat stets jegliches Fehlverhalten abgestritten.

Risko-Management der CS in neuem Licht

Das Darlehen der Credit Suisse enthielt eine Klausel, wonach der Wert der Sicherheiten mindestens so hoch sein musste wie die geliehenen 140 Millionen Dollar. In den Tagen vor dem Zusammenbruch von Greensill legte die Credit Suisse eine Forderungsaufstellung vor, in der 99 Millionen dieser anrechenbaren Rechnungen aufgeführt waren, die von 12 verschiedene Unternehmen stammten.

Vier von diesen Unternehmen – Cargill, Mitsui Bussan Metals, Toyota Tsusho Asia Pacific und Itochu Singapore – gaben an, dass sie keine Aufzeichnungen über Transaktionen mit Liberty Commodities hätten. Die CS dagegen akzeptierte die Rechnungen als Sicherheit.

Das offensichtliche Versäumnis, zu erkennen, dass verdächtige Rechnungen als Sicherheiten verpfändet wurden, werfe ein neues Licht auf Fehler im Risikomanagement der Credit Suisse, schreibt die FT.

Der Kredit von 140 Millionen wurde inzwischen der CS zurückbezahlt. Zudem schreibt die Bank in einer Stellungnahme: "Credit Suisse Asset Management arbeitet weiterhin hart daran, Geld für Investoren in den Supply Chain Finance Funds zurückzuerhalten."

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