Bewertungslücke schliessen
Die Grossbank will die Geschäfte in den USA stark ausbauen und diese möglicherweise separat ausweisen. Damit will Colm Kelleher das Interesse der Investoren wecken.
14. Januar 2023 • Beat Schmid

Die UBS soll in den USA stärker wachsen. UBS sei die einzige nichtamerikanische Bank, die eine echte Brokerage-Einheit in den USA habe, sagt UBS-Präsident Colm Keller in einem Interview mit der NZZ (Abo). Wir konzentrieren uns darauf, das amerikanische Geschäft besser zu integrieren und auszubauen. Es beginnt damit, dass “wir unseren Kunden mehr klassische Bankprodukte wie Hypotheken und Kredite” anbieten. “Das ist einfach und schnell umsetzbar”, sagt Kelleher.

Interessant ist, dass Kelleher erwägt, die US-Geschäfte der Bank separat aufzuweisen. “So können Investoren sehen, wie wir uns bei der Profitabilität, bei den Vermögenswerten usw. entwickeln und wie wir in den einzelnen Bereichen wachsen.” Den gleichen Schritt vollzog auch Morgan Stanley, sein früherer Arbeitgeber. “Als wir das bei Morgan Stanley getan haben, hat das funktioniert.”

Die Idee dahinter zielt darauf ab, die Bewertung der UBS noch oben zu drücken. Denn die Investoren sehen die UBS “nicht als das, was wir sind: ein globales Finanzinstitut mit Sitz in der Schweiz”, sagt Kelleher. “Wenn man sich die Bewertungen der europäischen Banken ansieht, ist die UBS die am höchsten bewertete. Aber das ist, wie wenn man im Land der Blinden sagt, der Einäugige sei König”, sagt er. Morgan Stanley etwa werde zwischen dem 1,4- und dem 2-fachen Buchwert gehandelt. Die UBS zum einfachen Buchwert. “Es gibt keinen Grund, weshalb wir mit einem Abschlag zu amerikanischen Banken gehandelt werden.”

“Ungerechtfertigten Abschlag”

Zu den amerikanischen Banken aufzuschliessen, ist das, was Kelleher seit seinem Antritt vor neun Monaten antreibt. Bereits nach 100 Tagen im Amt war dieses Ziel erkennbar. Mehr dazu hier. Im Interview sagt er: “Ich hätte den Posten des Präsidenten nie angenommen, wenn ich nicht glauben würde, dass eine höhere Bewertung erreicht werden kann und dies ein realistisches Ziel ist.”

Der aktuelle “Abschlag” findet Kelleher “ungerechtfertigt”. “Was können wir tun? Wir möchten langfristige Investoren. Wir müssen die institutionellen Investoren, insbesondere in den USA, dazu bringen, unsere Aktien zu kaufen. Ein wichtiger Schritt dazu ist auch, dass sich die amerikanischen Analysten vertieft mit uns befassen.” Um das zu erreichen, könnte mehr Transparenz zum US-Geschäft tatsächlich nicht schaden.

Vom Schweizer Geschäft erwartet Keller nicht viel. Der “Motor ist anderswo”, sagt er. “In einem Land mit 8,7 Millionen Einwohnern können wir das Geschäft per Definition nicht wesentlich ausbauen. Die UBS sei hier bereits Marktführer. Von der Krise der CS konnte die UBS nicht profitieren. “Das scheint nur so. Wir haben überprüft, was zu uns geflossen ist. Wir vermuten, der grösste Teil der Abflüsse ging an internationale Banken.”

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