Steuerverfahren
(Update) Nach dem Steuerverfahren in Zug wird Daniel Vasella zur Belastung für den Basler Pharmariesen. Das Gleiche für die US-Konzerne PepsiCo und American Express, wo er im Verwaltungsrat sitzt. Novartis will "private Angelegenheiten von Herrn Vasella" nicht kommentieren.
30. Januar 2023 • Beat Schmid

Obwohl Daniel Vasella vor bald 10 Jahren als Verwaltungsratspräsident von Novartis zurücktrat, so richtig weg war er nie. Jedes Jahr wird sein Name im Geschäftsbericht abgedruckt: “Dr. Daniel Vasella wurde in Anerkennung seiner hervorragenden Leistung für Novartis zum Ehrenpräsidenten ernannt”, heisst es im jüngsten Geschäftsbericht fürs Jahr 2021.

Zwar erhält er keine Sitzungsunterlagen und nimmt auch nicht an den Sitzungen des Verwaltungsrats teil, doch ein Büro in der Teppichetage des Konzerns dürfte er weiterhin haben, zumindest war das lange der Fall.

Wie aus einem rechtskräftigen Urteil des Zuger Verwaltungsgerichts hervorgeht, weigerte sich Vasella, 2013 im Kanton Zug einen “äusserst hohen” Steuerbetrag zu bezahlen – weil er angeblich seinen Wohnsitz von Risch nach Monaco verlegt hatte, wie die SonntagsZeitung enthüllte. In einem äusserst aufwändigen Rekursverfahren sei er “vollständig” unterlegen.

10 Millionen Franken Steuern gespart?

Das Gericht wies nach, dass die Angaben zu seinem angeblichen Lebensmittelpunkt in der französischen Steueroase nicht stimmen konnten. Es stützte sich dabei auf den Wasserverbrauch, Telefondaten, Kreditkarten-Abrechnungen und Flugreisen und stellte dabei zahlreiche Widersprüche fest. Auch Nespresso-Kapseln sollen den Pharma-Manager verraten haben.

Aldo Elsener, der Präsident des Zuger Verwaltungsgericht, bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, dass es sich im anonymisierten Urteil um Vasella handelt. Er musste die gesamten Kosten des Verfahrens in der Höhe von 25’000 Franken tragen.

Der Umzug nach Monaco, wäre er denn von den Steuerbehörden akzeptiert worden, hätte sich gelohnt. Bei seinem Abgang bei Novartis war allein sein Aktien- und Optionspaket über 300 Millionen Franken wert. Seine Steuerrechnung dürfte in Zug demnach über 10 Millionen Franken betragen haben. Diese Summe hätte er sich mit einem Umzug “wegsparen” können. Im Fürstentum fallen weder Einkommens- noch Vermögenssteuern an.

Vasella bringt Firmen in Verlegenheit

Mit seinen versuchten Steuertricksereien bringt Daniel Vasella etliche Firmen in Verlegenheit, bei denen er Mandate besitzt. Neben dem Novartis-Ehrenpräsidium verfügt er über zwei hochbezahlte Board-Mandate in den USA. Er sitzt in den Aufsichtsgremien von PepsiCo und American Express, die mit mit 333’000 und 395’000 Dollar entschädigt werden.

Vasella sitzt auch in den Verwaltungsräten von drei Schweizer Biotechfirmen. Bei Numab Therapeutics ist der Präsident, bei Topadur Pharma und ImmunOS Therapeutics einfaches VR-Mitglied. Es ist davon auszugehen, dass die Compliance-Komitees den Steuerfall im Detail studieren und Vasella Frage dazu stellen werden.

Es stellt sich auch die Frage, ob Daniel Vasella als Ehrenpräsident von Novartis noch tragbar ist. Wie die meisten Grosskonzerne hat sich auch Novartis strenge ESG-Regeln gegeben. Klaus Moosmayer, Chief Ethics, Risk & Compliance Officer von Novartis, hat in einem Papier die Grundregeln zusammengefasst. Eine Regel lautet schlicht und simpel: “Be Honest” – sei ehrlich.

Die Pressestelle des Basler Pharmakonzerns war am Sonntag für eine Stellungnahme zum Steuerverfahren nicht zu erreichen.

Ein Sprecher schreibt am Montag: "Der Titel ‘Ehrenpräsident’ wurde Dr. Daniel Vasalla verliehen, weil er sich in besonderem Masse für die frühe Entwicklung von Novartis verdient gemacht hat. Mit diesem Titel sind weder Rechte noch Pflichten verbunden. Als Ehrenpräsident ist Herr Vasella weder für Novartis tätig, noch bezieht er Leistungen von Novartis." Zum Schluss fügt er an: "Private Angelegenheiten von Herrn Vasella kommentieren wir nicht."


Der Artikel wurde um eine Stellungnahme von Novartis ergänzt.