Bonus weg nach Kündigung
Mitarbeiter setzten sich vergeblich dafür ein, dass Kündigungswillige ihre ohnehin dezimierten Boni behalten können. Die Bankführung ging nicht darauf ein.
2. Mai 2023 • Beat Schmid

Zehntausende Angestellte der Credit Suisse warten auf Entscheide. Werden sie Teil des Transformationsteams oder erhalten sie die Kündigung? Je länger sich das Closing hinzieht, desto grösser wird ihre Ungeduld. “Die Ungewissheit ist für uns alle eine Belastung”, sagt eine CS-Mitarbeiterin.

Für zusätzlichen Frust sorgt, dass die Mitarbeitenden, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen möchten, ihre aufgeschobenen Bonusanteile sofort verlieren, wenn sie ihre Kündigung einreichen. “Wir haben unsere Chefs aufgefordert, diese Sperre aufzuheben, doch die CS-Führung zeigte sich unnachgiebig”, sagt die Mitarbeiterin.

So gilt weiterhin die Regel, dass Angestellte, die von sich aus kündigen, sämtliche aufgeschobenen variable Vergütungsanteile verlieren. Angesichts der neuen Ausgangslage mit der Übernahme durch die UBS und der drohenden Massenentlassungen wäre Aufhebung der Regel angezeigt gewesen, sagt sie. So werden jene Mitarbeiter bestraft, die bis zum bitteren Ende der Bank die Stange hielten, ist sie überzeugt.

70 Prozent des Bonuspools besteht aus Cash

Es sind all jene Mitarbeiter betroffen, die einen Lohn inklusive Bonus von über 250’000 Franken beziehen. Sie erhalten ihre Bonusanteile nicht auf einmal ausbezahlt, sondern auf drei Jahre verteilt – je ein Drittel pro Jahr.

Dabei wird ein Teil des aufgeschobenen Bonuses in Aktien vergütet. Jetzt gibt es nicht wenige, die argumentieren, dass die aufgeschobenen Anteile ohnehin fast nicht mehr sind, da die CS-Aktien durch den Kauf der UBS massiv an Wert verloren haben. Das stimmt zwar, doch dabei wird vergessen, dass der andere Teil des gesperrten Bonus in Cash ausgeschüttet wird. Vom Bonuspool, der für 2022 eine Milliarde Franken betrug, beträgt der Cash-Anteil 70 Prozent.

Die neue Eignerin der Credit Suisse hingegen kann mit der Regel Geld sparen, da bei jeder freiwilligen Kündigung etwas in der Kasse bleibt. Allerdings wird auch die UBS nicht verhindern können, dass gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trotzdem ihre Stelle wechseln werden.

Coco-Boni verfallen wertlos

Wie die SonntagsZeitung berichtete, habe die Finma entschieden, den Mitarbeitern die Auszahlung eines speziellen Bonusprogramms zu streichen. Dabei handelt es sich um sogenannte Contingent Capital Awards (CCA), die ans mittlere Kader gingen und dieses Jahr nach einer dreijährigen Sperrfrist an die Mitarbeiter hätten gehen sollen.

Statt Cash oder Aktien bestanden die CCA aus speziellen Eigenkapitalkonstrukten, sogenannten Cocos, die in einer Notsituation in abgeschrieben oder in Eigenkapital gewandelt werden. Laut einer Ende Februar verschickten Abrechnung hätten die Mitarbeiter 81 Prozent des Werts dieser Boni ausbezahlt bekommen. So viel waren damals die sogenannten Coco-Bonds (AT1) wert.

Doch mit der CS-Übernahme wurden sämtliche AT1-Anleihen im Wert von 16 Milliarden Franken abgeschrieben. Mit dieser Massnahme wurde die Auszahlung der bereits zugeteilten CCA infrage gestellt. Auszahlungszeitpunkt wäre Ende April gewesen.

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