Jobhopper
Viele CS-Banker wechseln derzeit zur Konkurrenz. Die Banken locken mit einem Ausgleich für geschrumpfte Boni. Doch es gibt aber noch andere Gründe, warum viele wechselwillig sind.
8. Juni 2023 • Beat Schmid

2023 wird ein Flugjahr werden. Es dürften so viele Bankangestellte in der Schweiz den Job wechseln wie seit Jahren nicht mehr. Grund ist der Niedergang der Credit Suisse. Besonders viele Wechsel wird es in diesem Jahr im Wealth Management geben.

Für die Private Banker der Credit Suisse gibt es einen doppelten Anreiz, die Stelle zu wechseln. Erfahrene Berater sitzen auf hohen aufgeschobenen Bonusanteilen, die sie bei einem Arbeitgeberwechsel in der Regel verlieren. Da sich der Aktienanteil ihres Bonus durch den Zusammenbruch praktisch in Luft aufgelöst hat, sind die aufgeschobenen Beträge stark geschrumpft.
Normalerweise werden die aufgeschobenen Anteile von der neuen Bank ausgeglichen. Wie Recherchen ergeben haben, sind die Schweizer Privatbanken bei der Kompensation dieser Anteile sehr grosszügig. Sie übernehmen nicht nur die dezimierten Bonusanteile, sondern orientieren sich an den Werten vor der Zwangsheirat der Credit Suisse mit der UBS. Zum Beispiel am Stichtagswert per Ende 2022. Zur Erinnerung: Die CS-Aktie hat seit Jahresbeginn 72 Prozent verloren.

Boni werden überkompensiert

Das bedeutet, dass die Banken die Boni ihrer neuen Mitarbeitenden nicht nur kompensieren, sondern gewissermassen überkompensieren. Gemäss Recherchen sind es mehrere Banken, die sich entsprechend spendabel zeigen. «Allerdings wird das nicht bei jedem Kandidaten gemacht», sagt ein Kadermann.

Besonders aktiv bei der Rekrutierung von Bankerinnen und Bankern ist die Genfer Privatbank Lombard Odier. Auch sie soll die dezimierten Boni überkompensieren, sagt eine Quelle. Ein Sprecher der Bank wollte sich dazu nicht äussern. Am Montag berichtete Inside Paradeplatz, dass Elena Hainaut-Tschopp nach 17 Jahren von der Credit Suisse zur Privatbank wechselt. Sie bringt ein Team von vier Beratern mit.

Bereits vor diesem Wechsel wurde bekannt, dass Serge Fehr, ehemaliger Leiter Private Banking Schweiz der CS, zu Lombard Odier wechselt. Er wird sein Amt im Sommer antreten. Ebenfalls zur Genfer Bank wechselt Michael Strobaek, der im November Chief Investment Officer des Privatkundengeschäfts wird.

Die Rolle von Iqbal Khan

Neben dem Bonus spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle. Für einige CS-Mitarbeitende passt es einfach nicht, für die UBS zu arbeiten. Das Wealth Management der Bank ist im Vergleich zur Credit Suisse ein Tanker, schwerfällig und komplex. Zudem hat die Bank einen starken Fokus auf sehr vermögende Kunden, Ultra-High-Net-Worth-Individuals, Family Offices und Unternehmerfamilien.

Ebenfalls ein Punkt, der in Gesprächen immer wieder genannt wird, ist Iqbal Khan, der Chef des UBS-Wealth-Managements. Für manche CS-Mitarbeitende ist der Banker spätestens seit seinem äusserst turbulenten Jobwechsel ein rotes Tuch. Für ihn zu arbeiten, ist nicht für alle eine verlockende Perspektive.

Trotz der erhöhten Wechselkadenz darf man aber auch die Proportionen nicht aus den Augen verlieren. Ende 2022 arbeiteten 1790 Relationship Manager im Wealth Management der Credit Suisse. Viele dürften den Wechsel von der CS zur UBS trotz allem vollziehen. Gerade für jüngere Berater bleibt die UBS mit ihrer globalen Ausrichtung ein interessanter Arbeitgeber.

Auch ist ein Wechsel für einen Banker kein Gratisticket ins Paradies. Am neuen Ort gelten harte Neugeldregeln, die an die Ausschüttung von Boni gekoppelt sind. Wer in drei Jahren definierte Meilensteine nicht erreicht, hat Pech gehabt. Für ihn hat sich der Jobwechsel vielleicht gar nicht gelohnt.

MEHR ZUM THEMA


Lombard Odier gründet eine Sustainability-Plattform über mit 100 Mitarbeitenden

Die Genfer Privatbank vertieft die Partnerschaft mit der Londoner Impact-Spezialistin Systemiq. Die beiden Unternehmen bauen die gemeinsame Investment-Plattform Holistiq Investment Partners auf.
6. Juni 2023

Varnholt wird Nachfolger von Strobaek - der zu Lombard Odier weiterzieht

Michael Strobaek hat sich entschieden, die CS zu verlassen. Neuer Global Chief Investment Officer und Vorsitzender des Investment Committee wird Varnholt. Die Frage ist: Wie lange?
27. April 2023

Lombard Odier kritisiert die britische Regierung wegen Wiedereinstieg in die Kohleförderung

Nach über 30 Jahren hat die britische Regierung erstmals wieder ein Kohlebergwerk bewilligt. Sie riskiert damit ihren Ruf als Netto-Null-Vorreiterin.
12. Dezember 2022