Neues zur Spygate-Affäre
Der frühere CS-Chef soll die Entlassung eines Bankers veranlasst haben – auf privaten Kommunikationskanälen. Den Job ausgeführt haben soll Risiko-Chefin Lara Warner.
24. Juli 2023 • Beat Schmid
Mehrere Untersuchungsberichte durchleuchteten die sogenannte Spygate-Affäre. Wiederholt gelangen in den letzten Jahren verschiedene Details aus den Berichten an die Öffentlichkeit. Doch ein brisanter Vorfall blieb bis heute geheim, wie Recherchen des SonntagsBlick ergaben, an denen sich Tippinpoint beteiligte: Es geht um die Absetzung eines CS-Mitarbeiters in Genf, der den damaligen CEO Tidjane Thiam und dessen Familie rassistisch beleidigt haben soll. Als der Franko-Ivorer davon erfuhr, soll er die Entlassung des Mitarbeiters veranlasst haben.
Konkret soll er seine Kollegin Lara Warner mit dieser heiklen Aufgabe betraut haben. Er soll sie angewiesen haben, die Entfernung des Mannes persönlich in die Hand zu nehmen und das Ganze ausserhalb der offiziellen Kanäle abzuwickeln. «Send private Whatsapp», soll er ihr mitgeteilt haben. Warner reiste nach Genf und konfrontierte den Mitarbeiter in einem Gespräch unter vier Augen mit den Vorwürfen.
Dieser stritt alles vehement ab – musste die Bank aber trotzdem verlassen. Thiam und Warner waren enge Weggefährten. Er hatte sie 2015 zur Chief Compliance and Regulatory Affairs Officer befördert und in die Geschäftsleitung geholt. 2019 machte er sie zur obersten Risikochefin.
«nicht ansatzweise» ordnungsgemässe Entscheidungsprozesse
Im Oktober 2021, also mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden der Spygate-Affäre, schloss die Finma ihr Enforcement-Verfahren zur «Beschattungsaffäre» ab. In einer Medienmitteilung stellte sie fest, dass bei der Credit Suisse «gravierende organisatorische Mängel im Zusammenhang mit Observationstätigkeiten bestanden». Auch seien die Aktivitäten «nicht ansatzweise» in ordnungsgemässe und dokumentierte Entscheidungsprozesse sowie in ein angemessenes Kontrollumfeld eingebettet gewesen. Die Finma geht in ihrer offiziellen Kommunikation nur auf die Beschattungsaktionen ein. Den Genfer Fall erwähnt die Aufsichtsbehörde nicht. Ein Finma-Sprecher wollte sich am Freitag auf Anfrage nicht weiter zum Inhalt des Verfahrens äussern. Es muss daher offenbleiben, ob die Art und Weise der Entlassung des Mitarbeiters und die Kommunikation über private Kanäle ein mögliches aufsichtsrechtliches Problem in den Augen der Finma darstellte oder nicht.Für die Finma offenbar kein Problem
Tidjane Thiam trat im Februar 2020 als Chef der Credit Suisse zurück. Sein Nachfolger wurde Thomas Gottstein. Interessanterweise hat dieser den Aufgabenbereich von Lara Warner erweitert und sie zur Leiterin Risk and Compliance befördert. Ob er oder die Finma zu diesem Zeitpunkt über den Genfer Fall Bescheid wusste, ist nicht klar. Sie setzte Thomas Werlen im Dezember 2019 als externen Prüfbeauftragten ein, nachdem die Behörde bereits zuvor eigene Abklärungen gestartet hatte. Offenbar scheint die Behörde kein aufsichtsrechtliches Problem mit Lara Warner gehabt zu haben. Sie musste ein Jahr später im Zuge der Skandale Greensill und Archegos zurücktreten.Spygate: Enforcement-Verfahren gegen drei Personen abgeschlossen
Die Behörde bestätigt die Einstellung von drei Verfahren im Zusammenhang mit der Beschattungsaffäre. Damit legt die Finma den Fall definitiv zu den Akten
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