Inwieweit das Buch auch eine Abrechnung mit der Credit Suisse und der Schweiz wird, ist nicht bekannt. Der von Urs Rohner 2015 vom britischen Versicherer Prudential an die Spitze der Grossbank geholte französisch-ivorische Manager erlebte in der Schweiz bis zu seinem Abgang im Februar 2020 turbulente Jahre.
Im März 2023 nahm er in einem Gastbeitrag in der «Financial Times» Stellung zur Krise der Credit Suisse. «Als ich als CEO der Credit Suisse zurücktrat, hatte das Unternehmen nach einer tiefgreifenden Restrukturierung gerade den höchsten Gewinn seit zehn Jahren erzielt. Und obwohl ich die heiklen Situationen, die sich unter meiner Aufsicht entwickelt hatten, gut gemeistert habe, ist in den folgenden Jahren einiges schief gelaufen.»
Der Text ist vor allem ein Lob auf das eigene Wirken. Er habe die Probleme lange kommen sehen. Er habe das Risikomanagement ausgebaut und das Investmentbanking verkleinert. Damit habe er Prozesse in Gang gesetzt, die nach seinem Abgang «noch nicht abgeschlossen» gewesen seien. Und er habe das Compliance-Team massiv ausgebaut. All dies habe zu den hervorragenden Ergebnissen geführt, die die Credit Suisse zum Zeitpunkt seines Rücktritts geliefert habe.Zu Fehlern und der schlagzeilenträchtigen Spygate-Affäre äusserte er sich im FT-Artikel nicht. In einem bemerkenswerten Porträt, das ein halbes Jahr nach seinem Abgang in der «New York Times» erschien, wird geschildert, wie er in der Schweiz mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus konfrontiert wurde. «Einige Momente waren schockierend, andere beunruhigend; die meisten hatten mit den Spannungen zu tun, die es mit sich bringt, ein Schwarzer in einer vorwiegend weissen Industrie und einer vorwiegend weissen Stadt zu sein», heisst es in dem Text. Der «hochgewachsene, zurückhaltende, bebrillte Polyglotte» habe die ihm übertragene Aufgabe erfüllt, heisst es weiter. «Er hat die Credit Suisse nach einer langen Talfahrt wieder profitabel gemacht. Aber er musste immer wieder um Akzeptanz und Respekt kämpfen, sowohl innerhalb der Bank als auch in der Schweiz. An einer Aktionärsversammlung wurde seine Herkunft als ‘Dritte Welt’ verunglimpft. Ein Untergebener kaufte das Nachbarhaus, das höher war und direkt auf die Fenster von Herrn Thiam blickte». «Ob man es nun Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder eine andere Form der Intoleranz nennt, klar ist, dass Herr Thiam in der Schweiz immer als jemand angesehen wurde, der nicht dazugehört», schreibt die «New York Times»..@WmCollinsBooks has signed "a blend of autobiography, business, politics, and personal philosophy" by Tidjane Thiam, former head of Prudential and Credit Suissehttps://t.co/IDOacCMYK4 (£) pic.twitter.com/LhNFi3alK0
— BookBrunch (@BookBrunch) July 31, 2023