Es war keine Charmeoffensive von Karin Keller-Sutter am gestrigen Bankentag in Schlieren. Im Gegenteil: Die Finanzministerin ging mit den Bankern hart ins Gericht. Sie müssten ihre Verantwortung gegenüber den Mitarbeitenden, gegenüber den Kundinnen und Kunden und «vor allem gegenüber der Gesellschaft, der gesamten Volkswirtschaft und dem Staat» wahrnehmen.
«Stabilität, Innovation, Integrität und Vernetzung sind Dimensionen, in denen natürlich auch der Staat eine Rolle spielt.» In der «Hauptrolle» seien aber die Banken. «Sorgen Sie mit guten und gerne auch kreativen Ideen dafür, dass das so bleibt. Und dass es für die Regulierungsbehörden wieder ein bisschen langweiliger wird.»
Ob sie den Verkauf der CS auch für einen guten Deal halte, der der UBS viel negativen Goodwill eingebracht habe, wurde Keller-Sutter gefragt. Auf den darin implizierten Vorwurf, die Politik habe die CS viel zu billig an die UBS verscherbelt, ging die Finanzministerin nicht direkt ein. Der Untergang einer traditionsreichen Bank sei sicher kein gutes Geschäft.
«Diese Bank hat sich selbst in diese Lage gebracht. Sie hat ihren Untergang selbst verschuldet», sagte sie. Zusammen mit Thomas Jordan, den Keller-Sutter als Weggefährten bezeichnete, habe man in wenigen Tagen unter Hochdruck eine Lösung finden müssen, die den Finanzplatz Schweiz und auch international stabilisiere, um Schaden abzuwenden.
Es gebe heute Leute, die sagten, es hätte nicht so schlimm kommen müssen, sagte Keller-Sutter. In einer solchen Situation müsse man aber handeln. Es gebe einen grossen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Aus ihrer Sicht sei der Deal notwendig gewesen. «Wir konnten nicht russisches Roulette spielen mit der Schweiz», sagte sie.
Sie erteilt jenen Stimmen eine Absage, die meinen, eine Resolution der Credit Suisse hätte funktioniert. Der neue Direktor der Bankiervereinigung sagte diese Woche in einem Interview mit der «NZZ»: «Das System hat grösstenteils funktioniert. Aber die Behörden haben die Optionen Sanierung oder Abwicklung nach dem Too-big-to-fail-Regime nicht angewendet. Wir werden also nie wissen, ob dieser Teil auch funktioniert hätte».
Ähnlich äusserte sich gestern Marcel Rohner, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung. Die Lobbyorganisation hat gestern ihre Position klargemacht, dass im Nachgang der CS-Krise keine strengere Regulierung vonnöten ist.