Die Aktien der Bank Julius Bär haben seit Montag vor einer Woche über 20 Prozent an Wert verloren. Am Dienstag fielen die Titel um weitere 4,68 Prozent und schlossen bei 43,5 Franken. In den letzten sieben Handelstagen ist die Bewertung der Bank um knapp 2 Milliarden Franken geschrumpft. Gestern betrug sie 8,97 Milliarden Franken. Vor der Krise waren es 11 Milliarden.
Mehrere Analysten gaben am Dienstag Einschätzungen zu möglichen weiteren Abschreibern im Zusammenhang mit René Benko und seinem taumelnden Signa-Imperium ab. Am Montag vor einer Woche vermeldete die Bank eine Rückstellung von 70 Millionen Franken auf ihrem Kreditbuch. Eine Woche später legte sie das Gesamtengagement offen: Insgesamt hat sie dem Investor in drei Tranchen 606 Millionen Franken geliehen.
Ein Drittel des Jahresgewinns
Mehrere Bankanalysten halten es für möglich, dass es zu weiteren Abschreibern auf der Benko-Position kommen könnte. Ein Analyst von Morgan Stanley schätzt den Bedarf bis 2024 auf 50 Millionen Franken. Andreas Venditti von Vontobel geht in einem Kommentar davon aus, dass Julius Bär sogar rund 50 Prozent des Signa-Engagements wertberichtigen muss. Das wären 303 Millionen Franken. Etwa ein Drittel des Jahresgewinns.
Wie Tippinpoint am Montag schrieb, ist eine Tranche von 200 Millionen Franken besonders ausfallgefährdet, weil sie mit minderwertigen Sicherheiten unterlegt ist. Ein weiteres Problem sieht der Vontobel-Experte bei der Bank. Die Kreditvergabe von 606 Millionen Franken an einen einzelnen Schuldner sei schlicht zu gross, kritisierte er.
Zudem scheine der Markt Julius Bär neu zu bewerten – nicht mehr als reine Privatbank mit geringem Risikoprofil und hohem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), sondern fast schon als Investmentbank. Derzeit wird die Bank mit einem KGV von 8,7 gehandelt. Normalerweise werden Privatbanken bei mindestens 11 gehandelt. Asset-Manager bei 15 und Investmentbanken 6 bis 7.