Julius Bär macht weitere Angaben zu ihrer Geschäftsbeziehung mit René Benko. Zwar nennt sie aus rechtlichen Gründen weder den Namen des österreichischen Immobilientycoons noch den der Signa-Gruppe. Doch die Mitteilung, die die Bank am Montag verschickte, lässt keinen Zweifel daran, dass der 47-jährige Salzburger Financier gemeint ist.
Der Konzern bestätigte, dass der Abschreiber von 70 Millionen Franken sich «in erster Linie auf das grösste Einzelengagement» im Private-Debt-Portfolio beziehe. «Dieses nominale Engagement beläuft sich auf 606 Millionen Franken und umfasst drei Kredite an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats».
Das Gesamtengagement gegenüber dieser Kundengruppe sei durch «mehrere Pakete von Sicherheiten in Verbindung mit Gewerbeimmobilien und Luxuseinzelhandel besichert» und unterliege nun einer «längerfristigen Restrukturierung». Julius Bär habe Massnahmen ergriffen, «um seine Interessen zu schützen und den Wert der gestellten Sicherheiten zu erhalten», heisst es weiter. «Gruppe bleibt umsichtig beim Buchen weiterer Wertberichtigungen, sofern diese erforderlich sind.»
Über die Werthaltigkeit der einzelnen Tranchen, sagt die Bank nichts. Gemäss Recherchen muss bei einer Tranche eine grosses Fragezeichen gesetzt werden, wie Tippinpoint berichtete.
Strukturierte Kredite kommen auf den Prüfstand
Wie die Bank weiter mitteilt, bietet sie Private Debt als strukturierte Finanzierungslösung ausschliesslich im Rahmen ihrer Vermögensverwaltung für UHNW-Kunden an. Per 31. Oktober 2023 belief sich das Private-Debt-Kreditbuch auf 1,5 Milliarden Franken. Es ist Teil des gesamten Kreditportfolios von 41 Milliarden Franken.
Die Bank bestätigt auch, dass das mit dem Einzelkunden eingegangene Engagement das grösste im Private-Debt-Kreditbuch ist. Der Rest des Portfolios besteht aus Krediten an «nicht miteinander verbundene Gegenparteien» und in verschiedenen Sektoren mit «hoher Qualität der Vermögenswerte».
Das zweitgrösste Private-Debt-Engagement belaufe sich auf 216 Millionen Franken, das drittgrösste auf 140 Millionen Franken. Keines der beiden habe «einen Bezug zum Immobiliensektor». Der Rest des Portfolios bestehe aus deutlich kleineren Engagements gegenüber 19 nicht miteinander verbundenen Gegenparteien.
CEO Philipp Rickenbacher schreibt in der Mitteilung, die Bank sei sehr gut kapitalisiert und «unter jeglichen Umständen» immer profitabel gewesen. «Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat.» Finanzierungen seien ein «fester Bestandteil» des Vermögensverwaltungsangebots. Dennoch werde die Bank die Geschäfte auf den Prüfstand stellen. Gemeinsam mit dem Verwaltungsrat werde die Bank «das Private-Debt-Geschäft und den Rahmen, in dem es betrieben wird, überprüfen».
So viel scheint klar: Ein Einzelengagement über 606 Millionen Franken hätte die Bank wohl nie eingehen dürfen. Es sprengt schlicht den Rahmen.