Die FTX Europe AG hätte eine wichtige Drehscheibe im Krypto-Imperium von Sam Bankman-Fried werden sollen. Die FTX-Muttergesellschaft mit Sitz auf den Bahamas wählte die Schweiz als Standort für die Märkte in Europa und im Nahen Osten. Sie war auch die wichtigste von insgesamt sechs Firmen, die der gescheiterte Krypto-Guru in der Schweiz aufbaute.
Als die Transaktionsplattform FTX im November 2022 unter einem riesigen Schuldenberg zusammenbrach, zog dies auch die Schweizer Gesellschaften mit in den Insolvenzstrudel. Zu Beginn des Konkursverfahrens glaubte der eingesetzte US-Insolvenzverwalter noch, die FTX Europe und die ihr angeschlossenen Gesellschaften verkaufen zu können.
Baldige Gläubigerversammlung
Doch daraus wird nun nichts. Wie aus einer offiziellen Mitteilung hervorgeht, erfolgte vergangene Woche einen Schuldenruf. Die Gläubiger der FTX Europe mit Sitz in Pfäffikon SZ sind aufgefordert, ihre Forderungen bis zum 9. Februar beim Schweizer Sachwalter, der Holenstein Brusa AG, anzumelden. Anschliessend soll eine Gläubigerversammlung stattfinden.
Wie aus den Unterlagen des US-Sachwalters hervorgeht, stellte FTX Europe «eine Technologieplattform und eine Börse für den Handel mit Krypto- und Aktienderivaten für institutionelle und private Anleger in Europa bereit und bot Derivatkontrakte auf einzelne Vermögenswerte an, die an Aktien oder Kryptowährungen gekoppelt sind, sowie indexbasierte Terminkontrakte».
Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs befanden sich laut Gerichtsdokumenten 2,8 Millionen Dollar auf den Konten der FTX Europe AG. Das Konkursverfahren des gesamten FTX-Firmengeflechts erweist sich als äusserst komplex. Der US-amerikanische Konkursverwalter John Ray schrieb zu Beginn des Verfahrens: «Niemals zuvor in meiner beruflichen Laufbahn habe ich ein derart umfassendes Versagen der Unternehmenskontrolle und einen völligen Mangel an vertrauenswürdigen Finanzinformationen erlebt wie hier».
Der Aufbau der Schweizer Gesellschaften begann Anfang 2022. FTX selbst wurde von Sam Bankman-Fried im April 2019 gegründet. Anfang November wurde der FTX-Gründer von einer Jury in New York in allen Anklagepunkten für schuldig befunden. Darunter Betrug, Geldwäsche und Veruntreuung von Kundengeldern. Ihm drohen bis zu 110 Jahre Haft. Das Strafmass wird voraussichtlich Ende März 2024 verkündet.