Letzten Freitag traf sich der Verwaltungsrat zu einer ordentlichen Sitzung. Dort setzte sich laut Insidern eine Fraktion durch, die die Absetzung von CEO Philipp Rickenbacher forderte. Treibende Kraft sei Richard M. Campbell-Breeden gewesen, der eine Mehrheit des Gremiums hinter sich bringen konnte. Er konnte sich auch gegen Präsident Romeo Lacher durchsetzen, der an seinem CEO festhalten wollte.
Ein Grund, warum der Druck immer grösser wurde, war, dass die Bank beschlossen hatte, die gesamte Position von 606 Millionen Franken im Zusammenhang mit dem Immobilieninvestor René Benko abzuschreiben. Es wurde klar, dass dieser Totalabschreiber ein prominentes Opfer fordern würde. Aber warum Philipp Rickenbacher?
Wie die Bank am Donnerstagmorgen betonte, wurden bei der Kreditvergabe keine internen Regeln verletzt. Mit anderen Worten: Alle Stellen haben die Kredite abgesegnet, in letzter Instanz auch Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher, der zudem in Risikoausschuss sitzt. Von der Governance her betrachtet, wäre es also logisch gewesen, wenn der Präsident seinen Hut genommen hätte.
Rickenbacher stand schon länger in der Kritik
Laut einer gut informierten Quelle gab es im Verwaltungsrat schon früher kritische Stimmen zu Rickenbacher. Seine Art zu kommunizieren und die Geschäfte zu führen, sei im Gremium umstritten gewesen. «Das Benko-Debakel war der ideale Anlass, ihn loszuwerden», sagt ein Insider.
Auf die Frage, warum nicht auch er und andere Mitglieder der Geschäftsleitung zurückgetreten seien, ging Romeo Lacher an einer Medienkonferenz am Donnerstag nicht ein. Klar ist aber auch: Weitere Abgänge in der Geschäftsleitung und Verwaltungsrat hätten die Bank möglicherweise destabilisiert.
Romeo Lachers Position im Verwaltungsrat ist geschwächt. Er und Rickenbacher waren davon ausgegangen, die Krise ohne personelle Konsequenzen überstehen zu können. An Profil gewonnen hat hingegen Richard M. Campbell-Breeden, der seit 2018 im Verwaltungsrat von Julius Bär sitzt. Er wird neu Vizepräsident von Julius Bär. Er ist ein erfahrener Banker. Von 1989 bis 2016 war er bei Goldman Sachs tätig, zuletzt als Vice President Investment Banking Asia Pacific in Hongkong.
Laut Insidern hat die Finma bei der Absetzung von Philipp Rickenbacher keine Rolle gespielt. Sie habe keinen Druck ausgeübt. Romeo Lacher wollte sich an der Telefonkonferenz nicht dazu äussern. Er sagte lediglich, die Bank stehe in Kontakt mit dem Regulator und habe ihn über die Personalie informiert.