Paukenschlag
Die Zürcher Privatbank bestätigt, was bereits gestern Abend schon publik wurde: Philipp Rickenbacher verlässt Julius Bär per sofort. Die faulen Signa-Kredite werden komplett abgeschrieben. Jahresgewinn halbiert.
1. Februar 2024 • Beat Schmid

Die grosse Nachricht sickerten bereits gestern Abend durch. Wie tippinpoint publik machte, wird CEO Philipp Rickenbacher das Unternehmen per sofort verlassen. Geschäfte werden interimistisch von CEO-Stellvertreter und Chief Operating Officer Nic Dreckmann geführt. Wie Bär mitteilt, leitet der Verwaltungsrat eine «externe Suche» für die Nachfolge ein.

Zudem schreibt die Bank die gesamte Benko-Position von 606 Millionen Franken ab. Der Totalabschreiber drückt den Jahresgewinn auf 454 Millionen Franken – minus 52 Prozent.

Weitere wichtige Entscheide der Bank:

Die Bank steigt wie erwartet auf dem Private-Debt-Geschäft aus: «Ordentliche Abwicklung» des verbleibenden Private Debt Buchs von 0.8 Milliarden Franken (2% des gesamten Kreditbuchs). Konzentration des Kreditgeschäfts auf traditionelle Bereiche: Lombard- und Hypothekarkredite.
Substanzielle Reduzierung der Vergütung von Verwaltungsrat und Geschäftsleitung. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung haben gemeinsam entschieden, dass der CEO und «die fünf direkt an Kreditentscheidungen» beteiligten Mitglieder der Geschäftsleitung, keine variable Vergütung für 2023 erhalten werden. Die Entschädigung der übrigen Mitglieder der Geschäftsleitung für 2023 wird deutlich reduziert und komplett aktienbasiert und aufgeschoben sein.
David Nicol, Vorsitzender des Governance- und Risikoausschusses des Verwaltungsrats, wird sich an der Generalversammlung 2024 nicht zur Wiederwahl stellen. Zudem wurde Richard M. Campbell-Breeden, seit 2018 im Verwaltungsrat, zum Vizepräsidenten ernannt.

Rickenbacher: «Mein Beitrag zum lösungsorientierten Vorgehen der Gruppe»

Philipp Rickenbacher schreibt in einer Stellungnahme: «Ich habe dem Verwaltungsrat angeboten, dass ich meine Position zur Verfügung stelle, und wir sind gemeinsam zum Schluss gekommen, dass es im besten Interesse des Unternehmens ist, wenn ich zurücktrete. (...) Der Wechsel in der Unternehmensführung ist mein Beitrag zum lösungsorientierten Vorgehen der Gruppe.»

Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher schreibt in einer Mitteilung: «Im Namen des gesamten Verwaltungsrats drücke ich mein tiefes Bedauern aus, dass die vollständige Wertberichtigung des grössten Engagements in unserem Private Debt Geschäft unseren Konzerngewinn für 2023 signifikant beeinträchtigt hat. »

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