Riesiger Gender Pay Gap in Australien
Die UBS weist einen grossen Gender Pay Gap aus. Das zeigen erstmals veröffentlichte Daten aus Australien. In anderen Branchen sind die Lohnunterschiede deutlich kleiner. Umgekehrt sind die Verhältnisse beim Basler Pharmariesen Roche.
27. Februar 2024 • Beat Schmid

Die australische Niederlassung der UBS zahlen ihren männlichen Arbeitnehmern im Durchschnitt über 40 Prozent mehr als den weiblichen. Das geht aus Daten auf Unternehmensebene hervor, die die australische Regierung am Dienstag erstmals veröffentlicht hat. Die Gender-Pay-Gap-Analyse deckt sich teilweise mit Erhebungen in anderen Ländern: In Japan etwa verdienen Frauen im Finanzsektor nur etwas mehr als die Hälfte ihrer männlichen Kollegen.

Die Daten der Workplace Gender Equality Agency zeigen, dass der durchschnittliche Verdienstunterschied im Finanz- und Versicherungsdienstleistungssektor bei 26 Prozent liegt. Nur im Baugewerbe ist das Lohngefälle noch ausgeprägter. In Australien sind Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten verpflichtet, Lohndaten zu erheben. Die Gehälter von CEOs und Geschäftsleitungsmitgliedern werden nicht berücksichtigt. Gemäss Angaben auf der Website werden Teilzeitsaläre nicht auf Vollzeitsaläre hochgerechnet, was die Lohnunterschiede aber nur teilweise erklärt.

Bei der UBS, die in ihrer Statistik die Zahlen von 696 Mitarbeitenden erhoben hat, beträgt der Pay Gap bei der Gesamtentschädigung (inkl. Bonus) 42,7 Prozent. Damit erreicht die Bank einen sehr hohen Wert im Branchenvergleich. Nur bei Morgan Stanley sind die Lohnunterschiede noch grösser. Kleiner sind die bei Bank of America (41,8 %), Deutsche Bank (37,7 %), Goldman Sachs (37,2 %), Citigroup (29 %), BNP Paribas (25,2 %), HSBC (25,2 %) und Royal Bank of Canada (22,4 %)

Von allen Beschäftigten bei der UBS in Australien sind 33 Prozent Frauen (siehe Grafik). Nur in den am schlechtesten bezahlten Rollen (unterstes Quartil) sind Frauen in der Überzahl (55 Prozent). Im obersten Quartil liegt der Frauenanteil bei 17 Prozent. Von den weiblichen Beschäftigten sind 16 Prozent teilzeitbeschäftigt. Bei den Männern sind es 6 Prozent.

Deutlich geringer ist der Gender Pay Gap bei Nestlé. Beim Grundlohn beträgt er 7,2 Prozent, bei der Gesamtentschädigung 17,9 Prozent. Wie bei der UBS liegt das daran, dass deutlich mehr Männer in besser bezahlten Positionen arbeiten als Frauen. Bei der Zurich Insurance, die in Australien 1700 Mitarbeitende beschäftigt, betragen die Unterschiede 24,2 Prozent (Grundlohn) und 22,9 Prozent (Gesamtentschädigung). Männer sind beim Versicherungskonzern nur im oberen Viertel überrepräsentiert.

Negativer Pay Gap bei Roche Diagnostics

Aber nicht überall werden Frauen schlechter bezahlt als ihre männlichen Kollegen. Bei Roche Diagnostics in Australien etwa beträgt der Gender Pay Gap minus 9,2 Prozent (Basislohn) und minus 2,4 Prozent (Gesamtentschädigung). Bei der Basler Tochter des Pharmariesen sind Männer im untersten Lohn-Quartil deutlich übervertreten. Novartis weist Lohnunterschiede von unter 10 Prozent zugunsten der Männer aus.

«Transparenz und Rechenschaftspflicht sind entscheidend, um Veränderungen voranzutreiben», sagte die australische Finanzministerin Katy Gallagher zur Studie. «Wir stellen Einzelpersonen und Organisationen die Informationen zur Verfügung, die sie benötigen, um sinnvolle Schritte zur schnelleren Beseitigung des geschlechtsspezifischen Lohngefälles an australischen Arbeitsplätzen zu unternehmen.»

Branchenvertreter sagten, dass das geschlechtsspezifische Lohngefälle durch den Anteil weiblicher Beschäftigter im Kundenservice und in operativen Funktionen beeinflusst werde. Diese Positionen seien «typischerweise» schlechter bezahlt.

UBS: «Für unsere Branche typisch»

Die UBS schreibt in einer Stellungnahme auf ihrer Website: «Das geschlechtsspezifische Lohngefälle spiegelt die geringere Vertretung von Frauen in Führungspositionen wider – eine Tatsache, die für unsere Branche typisch ist.» Unter dem Gesichtspunkt der Lohngleichheit, bei der es darum geht, dass männliche und weibliche Mitarbeitende für die gleiche oder eine ähnliche Tätigkeit gleich bezahlt werden, führe die UBS jährliche Lohnüberprüfungen durch, um sicherzustellen, dass keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bestehen.

Dabei würden verschiedene Aspekte wie Funktion, Erfahrung, Führungsstufe und individuelle Leistung berücksichtigt. «Wir sind überzeugt, dass Mitarbeitende unabhängig von ihrem Geschlecht für die gleiche oder eine ähnliche Funktion und für gleichwertige Arbeit gleich entlöhnt werden», hält die Bank fest.

Laut UBS kann die Lohnlücke «nur durch eine Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen und besser bezahlten Positionen geschlossen werden». Die Gender-Strategie ziele darauf ab, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen.

Hier der Link zu der WGEA-Datenbank.

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