Finanzinfrastruktur
Die Schweizer Börsenbetreiberin hat ein rabenschwarzes hinter sich. Trotz Milliarden-Verlust und CS-Aus will CEO Jos Dijsselhof mittelfristig zügig wachsen. Wie soll das gehen?
13. März 2024 • Beat Schmid

(Update) Die letzten grossen Deals der Börsenbetreiberin SIX waren nicht sonderlich erfolgreich. Der Kauf der spanischen Börse BME sowie der Verkauf des Kartengeschäfts und die Beteiligung an der französischen Worldline führten zu hohen Wertberichtigungen. So musste die SIX im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Franken auf diesen zwei Beteiligungen abschreiben. Davon entfielen 860 Millionen auf Worldline und 340 Millionen auf die spanische Börse.

Die Gruppe, die 120 Schweizer und internationalen Banken gehört, wird morgen Mittwoch anlässlich der Veröffentlichung der Jahreszahlen deshalb einen Milliardenverlust bekannt geben. Auch für die Eigentümer der SIX ist die jüngste Entwicklung nicht erfreulich: Die UBS etwa musste auf ihrer Beteiligung an der SIX eine Wertberichtigung von 508 Millionen Dollar vornehmen.

Die SIX ist seit Jahren ein Streitthema unter den Banken. Aktuell zeigen viele Akteure mit dem Finger auf Romeo Lacher, den angeschlagenen Präsidenten der Privatbank Julius Bär, der von 2017 bis 2020 Chairman der SIX war. Unter Lacher hat die Börsenbetreiberin die teuren Investitionen im Ausland eingefädelt und getätigt.

Jos Dijsselhof: «Kerngesund»

Für die SIX selbst scheint sich aber nichts Wesentliches geändert zu haben. Zumindest lässt sich dies aus den Aussagen des CEO der SIX schliessen, die er heute gegenüber der NZZ gemacht hat. Jos Dijsselhof sagte: «Natürlich sind wir nicht glücklich über die Wertberichtigungen». Man müsse aber auch berücksichtigen, dass das operative Geschäft sehr erfolgreich sei. Die SIX sei «kerngesund». Der Niederländer, der seit 2018 an der Spitze der SIX steht, verweist auf die hohe Eigenkapitalquote und die Gewinnmarge auf Stufe Ebitda, die so hoch sei wie noch nie seit der Gründung. Trotz des Milliardenverlusts will das Unternehmen seinen Aktionären eine höhere Dividende ausschütten als im Vorjahr.

Ungeachtet der beiden teuren Grossflops will SIX weiter wachsen. Auch mit weiteren Zukäufen: «Wir prüfen laufend mögliche Akquisitionen», sagt Dijsselhof gegenüber der NZZ (Abo). Wobei auch er einräumt, dass nach den Wertberichtigungen vom letzten Herbst nicht der beste Zeitpunkt für eine weitere Grosstransaktion sei. Der Blick des Chefs des Finanzdienstleisters richtet sich nach Asien, wo viele Aktionäre und Kunden der SIX ihr Geschäft ausbauen. Immer wichtiger werde auch das Datengeschäft. «Es geht also nicht nur darum, eine weitere grosse Börse zu kaufen», sagte er.

Die grosse Frage ist, ob die Aktionäre weitere Zukäufe mittragen werden. Ein Problem für die SIX ist, dass die UBS durch die Übernahme der Credit Suisse mit einem Anteil von 34,5 Prozent zum dominierenden Aktionär geworden ist. Was diese Machtkonzentration für die SIX konkret bedeutet, wird sich in den nächsten Monaten zeigen. Zurzeit ist die UBS vor allem mit sich selbst beschäftigt. Für UBS-Chef Sergio Ermotti dürfte die SIX derzeit eher von untergeordneter Bedeutung sein.

SIX-Chef Dijsselhof: «Unter Ertrag kommt unter Druck»

(13.3.24) Die SIX schreib 2023 einen Verlust von 1,0 Milliarden Franken, wie sie am Mittwoch mitteilte. Das überraschte nicht, sie bereits Mitte Dezember ein Negativergebnis von 1,0 bis 1,1 Milliarden in Aussicht stellte. 2022 hatte sie einen Reingewinn in der Höhe von 185 Millionen erzielt. Der Betriebsgewinn EBIT rutschte auf -975,0 Millionen ab. Der Ertrag stieg um 2,1 Prozent auf 1,5 Milliarden Franken.

Der Verwaltungsrat will der Generalversammlung für 2023 eine höhere ordentliche Dividende von 5.20 Franken pro Aktie vorschlagen. Das Jahr zuvor gab es 10 Rappen weniger. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet die SIX mit ähnlich herausfordernden Bedingungen für die Wirtschaft.

SIX-Chef Jos Dijsselhof äusserte sich auch zu den Folgen der Integration der CS und die UBS. Im Interview mit der Nachrichtenagentur AWP sagte er: «Das sind unsere zwei grössten Kunden, die zusammengehen. Für unser Geschäft bedeutet das natürlich, dass unser Ertrag unter Druck kommen wird.» Gleichwohl verfolgt die Gruppe das mittelfristige Ziel, einen Umsatzanstieg von mehr als 3 Prozent im Jahr zu erreichen.

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