Auch am zweiten Tag nach der Bekanntgabe der Too-big-to-fail-Vorschläge durch Finanzministerin Karin Keller-Sutter verlor die UBS-Aktie im Handel (-2,5 Prozent). Innerhalb von zwei Tagen büsste die Grossbank über 5 Prozent ihres Wertes oder rund 5 Milliarden Franken Marktkapitalisierung ein.
Noch tappen viele Beobachter im Dunkeln, was die 22 vorgeschlagenen Massnahmen für die Bank konkret bedeuten. Auch die UBS selbst dürfte derzeit intensiv am Rechnen sein. Eine genaue Zahl zu erheben, die viel Eigenkapital die Grossbank in Zukunft braucht, ist nahezu unmöglich.
Weil die UBS dabei ist, die Credit Suisse zu verdauen, hat ihr die Finma im letzten Sommer einen Aufschub bis ins Jahr 2030 (!) gegeben, ihre Kapitalpolster an die neue, kombinierte Grösse anzupassen. Wie viel Eigenkapital braucht sie bis dahin, wenn sie gleichzeitig ihre auf 1,7 Billionen Franken angewachsene Bilanz wieder verkleinert? Welchen Effekt hat der Abbau von risikoreichen Geschäften auf den Eigenmittelbedarf?
Schwierige Punktlandung
Die Bank muss gleichzeitig schrumpfen und Eigenkapital aufbauen. Eine exakte Punktlandung hinzubekommen, ist nicht einfach. Und jetzt kommen auch noch neue Regeln hinzu, die alles noch komplizierter machen.
Zwar hat die Regierung keine generelle Erhöhung der Eigenkapitalquoten vorgeschlagen. Wie etwa die Anhebung der ungewichteten Quote (Leverage Ratio) auf 10 oder gar 15 Prozent, wie sie von einigen Experten gefordert wurde. Dagegen könnte sich die Massnahme, Auslandstöchter nicht mehr nur mit 60 Prozent Eigenkapital im Mutterhaus zu bilanzieren, noch als «Eigenkapitalfresser» erweisen, wie ein Beobachter sagt.
Darauf deutet zumindest die heftige Reaktion des Marktes hin, der die Bank in den vergangenen zwei Tagen abgestraft hat. Möglicherweise muss die Bank mehr Eigenkapital aufbauen als vom Markt erwartet. Ein Beobachter geht davon aus, dass es für die Bank dadurch schwieriger wird, Aktien zurückzukaufen. Die neuen Anforderungen könnten dazu führen, dass die Grossbank ihre Aktienrückkäufe verschieben oder reduzieren muss.
Vor zehn Tagen hat die UBS ein umfassendes Aktienrückkaufprogramm über 2 Milliarden Franken angekündigt. Breits früher hat sie bekanntgegeben, dass sie im laufenden Jahr eigene Aktien im Wert von 1 Milliarde Dollar zurückkaufen will. Gestartet werden soll das Programm nach der Fusion der beiden Stammhäuser UBS AG und Credit Suisse AG, die bis Ende des zweiten Quartals erwartet wird.
Das Eigenkapital war eben doch das Problem der CS
Mit der Abschaffung des Kapitalrabatts für ausländische Tochtergesellschaften schliesst der Bund eine Lücke, die bei der Credit Suisse zum Problem wurde. Als die Bank 2022 in Schieflage geriet, konnte sie nicht einfach Tochtergesellschaften abstossen, um Kapital freizusetzen. Das Gegenteil war der Fall. Weil die Tochtergesellschaften geleveraged waren, hätte ein Verkauf das Eigenkapital des Stammhauses belastet.
Die UBS-Chefs Sergio Ermotti und Colm Kelleher behaupten stets, die Credit Suisse sei nicht an zu wenig Eigenkapital zugrunde gegangen. Ein Blick in die Bilanzen der Tochtergesellschaften und des Mutterhauses zeigt, dass das Eigenkapital eben doch ein Problem war.
Die von der Schweizer Regierung vorgeschlagene Verschärfungen der Too-big-to-fail-Regeln könnte die Grossbank dazu zwingen, 10 bis 15 Milliarden Dollar an zusätzlichem Kapital einzubehalten, schreibt Autonomous Research gemäss Reuters in einem Papier. Dies könnte die derzeitigen Erwartungen an die Aktienrückkäufe beeinträchtigen, hiess es weiter. Analyst Stefan Stalmann wies allerdings darauf hin, dass seine Schätzungen zum Teil auf Vermutungen basierten, weil die Regierung die neuen Vorgaben nicht quantifiziert habe. Die UBS lehnte eine Stellungnahme ab.