Der Bankratspräsident der Graubündner Kantonalbank (GKB) ist angeschlagen. Seine Bank hat nicht nur über 63 Millionen Franken in René Benkos Immobilienimperium investiert. Peter Fanconi hat auch persönlich Finanzgeschäfte mit Firmen des gescheiterten Financiers getätigt. Seit das bekannt ist, ist im Kanton Feuer im Dach.
In der Fragestunde des Parlaments letzte Woche kritisierte SVP-Fraktionspräsident Walter Grass den GKB-Spitzenmann scharf: «Wenn er seine privaten Kontakte nutzt und Einfluss auf die Kreditvergabe nimmt, dann geht das zu weit und geht über die Kompetenzen des Bankratspräsidenten hinaus.»
Bisher hat die Bank eine zweiseitige Zusammenfassung eines Untersuchungsberichts veröffentlicht, der die Banko-Affäre bei der Kantonalbank ausleuchten sollte. Dass die GKB mit Ernst & Young (EY) ihre eigene Revisionsfirma mit dem heiklen Auftrag betraut hat, sorgt allerdings für heftige Kritik, die Fanconi um die Ohren fliegt.
Fanconi steht mit dem Rücken zur Wand. Er, der Zürcher Banker mit Bündner Wurzeln, der nach Chur kam, um den Bankrat zu professionalisieren, fühle sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, sagt ein enger Bekannter. Beim Coiffeur werde er schräg angeschaut. Es sei fraglich, wie lange er sich das noch antun wolle, sagt die Quelle. Offiziell ist er bis 2026 gewählt, dann muss er sowieso gehen, weil er dann die maximale Amtszeit von 12 Jahren erreicht hat.
Die drei privaten Flopinvestments
Recherchen zeigen erstmals, welche Investitionen Peter Fanconi im Benko-Imperium getätigt hat. Gemäss verlässlichen Informationen von Personen, die mit der Sache vertraut sind, legte Fanconi knapp eine Million Franken in eine sogenannte Signa-Prime-Note an. Dabei handelt es sich um ein festverzinsliches Papier, das einen Zins von 3,5 Prozent zahlte. Die Privatplatzierung wurde über die Bank Vontobel abgewickelt. In eine zweite Anleihe investierte Fanconi mehr als eine Million Franken. Diese wurde mit 4,5 Prozent verzinst.
Die dritte Investition war anders geartet. Fanconi erhielt die Möglichkeit, sich am Börsengang von Signa Sports United (SSU) zu beteiligen, einem Online-Sporthandelsunternehmen im Signa-Firmengeflecht. Im Vorfeld des Börsengangs an der New Yorker Nasdaq-Börse bot ihm der ehemalige Migros-Manager Dieter Berninghaus die Möglichkeit, ein Aktienpaket des Onlinehändlers zu kaufen. Fanconi soll zwischen 2 und 3 Millionen Franken investiert haben. Berninghaus war ein enger Vertrauter Benkos und baute die Handelsgeschäfte der Signa aus.
Doch der Börsengang war ein Desaster, und als René Benko, der rund 48 Prozent an der SSU hielt, eine versprochene Kapitalspritze von 150 Millionen Euro doch nicht gab, brach das Unternehmen im Oktober 2023 zusammen und musste Konkurs anmelden. Auch dieses private Investment musste Fanconi vollständig abschreiben.
Insgesamt kosteten die erfolglosen Investments den Banker zwischen vier und fünf Millionen Franken. Die beiden Anleihen kaufte Fanconi im Juli und November 2020, als die Zinsen noch negativ waren. Zum SSU-Engagement kam es im März 2021. Damals war der 60-Millionen-Kredit der GKB an Signa bereits gesprochen.
Im Stealth-Mode zu einem Millionenvermögen
Wie kann sich ein Bankrat mit einem Jahreshonorar von 248’000 Franken Investitionen in Millionenhöhe leisten? In Finanzkrisen ist bekannt, dass Fanconi in seinem Berufsleben einige erfolgreiche Deals eingefädelt hat. Sein Name taucht zwar auf keiner Liste der Reichsten auf, doch er kann sich ein Team von Beratern leisten, das für ihn Investitionen vorbereitet und ausführt.
Der gelernte Jurist baute in jungen Jahren eine Dienstleistungsfirma auf, die er später an PwC verkaufte. Beim Wirtschaftsprüfungsriesen wurde er darauf Managing Partner mit einem hohen sechsstelligen Salär. Doch schon bald beschloss er, PwC zu verlassen und ins Hedge-Fund-Geschäft einzusteigen. Harcourt, so der Name des Finanzvehikels, konnten Fanconi und seine Mitaktionäre für über 100 Millionen Franken an Vontobel verkaufen.
Nach dem Verkauf wurde er Leiter des Private Bankings der Zürcher Bank und nahm Einsitz in die Geschäftsleitung. Über Vontobel lernte er auch Dieter Berninghaus kennen, der für kurze Zeit im Verwaltungsrat der Bank sass. Ab 2013 war Fanconi Investor, Chef und später Verwaltungsratspräsident von Blue Orchard, einer auf Mikrokredite in Entwicklungsländern spezialisierten Firma. 2022 konnte er das Unternehmen an das britische Traditionshaus Schroders verkaufen.
Es ist klar, dass ein Mann wie Fanconi Angriffsfläche bietet. Mit seinen verschiedenen Mandaten und Investments kann es schnell zu möglichen Interessenkonflikten kommen. Zwar musste er die drei Investments bei Benko gemäss den aktuellen Richtlinien der GKB nicht offenlegen, und der EY-Bericht stellte auch keine Interessenkonflikte fest. Diese Regeln sind nicht mehr zeitgemäss. Sie sollen nun überarbeitet werden. Peter Fanconi und sein Sprecher lehnten eine Stellungnahme ab.