Der in dieser Woche an die US-Börsenaufsicht SEC eingereichte 13F-Bericht des State of Wisconsin Investment Board (SWIB) zeigt, dass diese Institution mittlerweile deutlich über 160 Millionen Dollar in Bitcoin-ETF angelegt hat. Das 13F-Formular müssen US-Grossanleger, die Vermögen über 100 Millionen Dollar verwalten, für jedes Quartal, spätestens 45 Tage nach Quartalsende, an die Behörde einreichen. Der 15. Mai war also der Stichtag für das erste Quartal 2024. Am 11. Januar erhielten elf ETF, die den Kassakurs des Bitcoins abbilden, die Vertriebszulassung.
Und in den Short Cuts diese Woche:
• Der Meme-Rausch ist wieder da – jetzt auch mit Coins
• Bundesrat will globale Steuerstandards auf Krypto
Ist es für Schweizer Investoren interessant, was eine Pensionskasse für Staatsangestellte aus einem US-Bundesstaat im Mittleren Westen mit ihrem Geld anstellt? Ja, denn einerseits ist es ein Zeichen, dass der Bitcoin bei traditionellen, institutionellen Anlegern angekommen ist. Die Pensionskasse hätte nicht in Bitcoin investiert, wenn sie ein eigenes Wallet hätte führen oder ihr Guthaben bei einer Krypto-Börse hätte lagern müssen. Andererseits zeigen die 13F-Berichte für dieses Quartal, dass die PK aus Wisconsin keine Ausnahme ist – sondern die Spitze des Eisbergs.
Investment-Spezialisten und Hedge Funds
Das SWIB aus hat in den vergangenen Wochen fast 100 Millionen Dollar in den Blackrock Spot Bitcoin ETF investiert. Zudem hält die Pensionskasse aus Wisconsin über 63 Millionen Dollar an Grayscales Bitcoin-Spot-ETF. Die SWIB ist nur einer von vielen Grossinvestoren, die ihre Liebe für den Bitcoin entdeckt haben.
Gemäss jüngsten 13F-Auswertungen hält zum Beispiel auch Hightower Advisors, das vom Anleger-Magazin «Barron’s» auf Platz 2 unter den US-Investmentberatern (RIA) geführt wird und 122 Milliarden Dollar verwaltet, 68 Millionen Dollar in Bitcoin-ETF. Bracebridge Capital, ein prominenter Hedge Fund aus Boston, der Stiftungsgelder für Institutionen wie Yale und Princeton verwaltet, hat 434 Millionen Dollar investiert. Weitere wichtige Akteure sind Cambridge Investment Research mit 40 Millionen, Sequoia Financial Advisors mit 12 Millionen, Integrated Advisors mit 11 Millionen sowie Brown Advisory mit 4 Millionen Dollar an Bitcoin-ETF-Beständen.
Eine «verrückte» Anzahl Institutioneller
Eric Balchunas, der ETF-Analyst beim Nachrichtendienst Bloomberg, bezeichnete die Anzahl der institutionellen Grossanleger, die in Bitcoin-ETF investiert sind, als «verrückt» und führt zum Vergleich die Einführung von Gold-Indexfonds an. Als diese ETF Ende 2004 auf den Markt kamen – ein Start, der bisher als der erfolgreichste aller Zeiten galt – zogen sie in fünf Tagen mehr als 1 Milliarde Dollar an. Die ersten 13F-Einreichungen zeigten, dass nur wenige professionelle Finanzdienstleister investiert waren.
Im Gegensatz dazu weisen die Bitcoin-ETF bei der ersten 14F-Einreichung deutlich mehr institutionelle Anleger auf. Gemäss Balchunas tauchen die grossen Institutionen normalerweise erst ein Jahr nach Einführung eines ETF in den 13F-Meldungen auf, wenn die Anlagevehikel über genügend Liquidität verfügen. Er erachtet das als gutes Zeichen für die Zukunft der Bitcoin-ETF, da Institutionelle dazu neigten, sich in Herden zu bewegen.
Erst ein Zehntel des Volumens
Matt Hougan, der Chief Investment Officer des Krypto-Dienstleisters Bitwise, geht gemäss einem Tweet auf X davon aus, dass wenn alle 13F-Anträge für das erste Quartal bearbeitet sind, sich zeigen werde, dass bis zu 700 Institutionelle rund 5 Milliarden Dollar in den neuen ETF investiert hätten. Die insgesamt 50 Milliarden Dollar an Assets in Bitcoin-ETF sind vorerst zu einem beträchtlichen Teil im Besitz von Kleinanlegern.
Der Anteil der professionellen Investoren dürfte in den kommenden Monaten rasch steigen. Hougan führt an, dass man dabei den typischen vierstufigen Investitionsverlauf beachten müsse, der bei den meisten institutionellen Anlegern zu beobachten sei. Zu Beginn erfolgt eine 6 bis 12 Monate dauernde Due-Diligence-Phase. Danach nehmen die Investment-Spezialisten eine kleine Investition vor, um das Wasser zu testen, bevor sie den Kunden eine breitere Allokation empfehlen. Schlussendlich führt das zu einer plattformweiten Allokation in den Kundenportfolios, die in der Regel zwischen 1 und Prozent des Anlagevermögens liegen.
Für den Bitcoin liegt also noch viel Potenzial in den ETF – und in den Startlöchern lauern die Ethereum ETF. Viele der Asset Manager, die mittlerweile einen Spot-Bitcoin-ETF betreiben, haben bei der SEC einen Zulassungsantrag für einen ebensolchen Ethereum-ETF pendent. Bisher zeigte sich die Behörde aber störrisch und hat alle mögliche Zulassungstermine nach hinten verschoben.
Bringt Blackrock die Entscheidung?
Die Marktteilnehmer gehen mehrheitlich davon aus, dass der Antrag von VanEck, dessen Entscheid auf den 23. Mai terminiert ist, abgelehnt wird. Der Konsens rechnet aber mit einer späteren Zulassung für Spot-Ether-ETF. Der lange Weg des Bitcoin-ETF wird dafür als Referenz genommen. Vor der Genehmigung im Januar 2024 lehnte die SEC jeden Antrag ab, der ihr vorgelegt wurde. Erst als der Krypto-Fondsmanager Grayscale einen Rechtsstreit gegen die SEC gewann, war der Weg für den Bitcoin-ETF in den USA frei. Viele Beobachter erwarten am 7. August eine wegweisende Entscheidung. An diesem Tag fällt der Entscheid zum Ether-Anlagevehikel von Blackrock. Der weltgrösste Asset Manager blickt auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. In den vergangenen Jahrzeh
Verzicht auf Staking als Kompromiss?
ARK Invest und 21Shares haben die Pläne zum Einsatz von Staking aus ihrem ETF-Antrag entfernt. Im aktualisierten Antrag vom 10. Mai. wurde die Klausel gestrichen, die besagt, dass die Fondsgesellschaft einen Teil des Fondsvermögens für Staking verwenden kann. Zuvor hiess es: «Der Sponsor kann von Zeit zu Zeit einen Teil der Vermögenswerte des Fonds durch einen oder mehrere vertrauenswürdige Staking Provider einsetzen».
Gemäss Beobachtern könnte es sich bei dieser Anpassung von ARK/21 Shares um eine Reaktion auf eine Rückmeldung der Börsenaufsicht handeln. Das könnte ein Zeichen sein, dass die SEC Anpassungen empfiehlt, die eine Zulassung möglich machen würden. Vergangenen Aussagen des SEC-Chefs Gary Gensler zufolge könnte die Ertrags-generierende Eigenschaft des Staking den Ether als illegales Wertpapier qualifizieren.Wenn dereinst auch Etherum-ETF zugelassen werden, könnten Investoren – auch institutionelle Anleger – über kotierte Indexfonds in rund 70 Prozent des Marktes für Kryptowährungen investieren, ohne selbst ein Wallet zu führen oder bei einer Krypto-Börse ein Konto zu eröffnen.
Short cuts: News aus der digitalen Welt
Der Meme-Rausch ist wieder da – jetzt auch mit Coins
Er ist wieder da. «Roaring Kitty» meldet sich zurück. Seit Juni 2021 war das Konto @TheRoaringKitty von Keith Gill auf der Social-Media-Plattform X inaktiv. Vergangenen Sonntag postete er das Bild eines Mannes, der einen Controller in der Hand hält und sich in seinem Stuhl nach vorne bewegt – ein Meme, das häufig von Videospielern verwendet wird. Das reichte aus, um den Kurs der GameStop-Aktie kurzzeitig zu vervielfachen.
— Roaring Kitty (@TheRoaringKitty) May 13, 2024Gill und der Subreddit /WallStreetBets standen im Mittelpunkt des Meme-Aktienrauschs von 2021, als die Aktien von GameStop und AMC Entertainment mehr als 1000 Prozent kletterten. Mit von der Partie ist bei diesem Hype aktuell auch der GameStop-Memecoin (GME) auf Solana. Binnen 24 Stunden stieg er um über 3000 Prozent.
Memecoins wie Dogecoin, Shiba Inu, Sealana und Wiener AI stellen den volatilsten, aber 2024 auch mit Abstand lukrativsten Kryptosektor dar. Auch professionelle Investoren wie der Hedgefonds Stratos, Binance Labs und die Avalanche Foundation haben sich in diesem Bereich engagiert. Die jetzige Renaissance widerlege die These, dass dieser Trend im Jahr 2021 nur eine kurzzeitige Modeerscheinung gewesen sei, sagt Stefan Höchle, Head Investment Strategy der Digital Asset Solutions AG. «Dank der Omnipräsenz sozialer Medien nehmen Memes einen immer höheren Stellenwert im Alltag der jüngeren Generationen ein. Dies spiegelt sich im Anlageverhalten. Statt langfristig zu sparen und komplizierte Finanzmodelle zu lernen, wird auf Social-Media-Stars gewettet», so der Experte. Einige Junganleger würden darin den einzigen Weg sehen, ihre Gesellschaftsschicht zu verlassen.
Der Bewegung rund um GameStop liegt gemäss Höchle ein massgebendes Misstrauen gegenüber dem traditionellen Finanzsystem zugrunde. Handelsaussetzung bei hoher Volatilität, Frontrunning durch Marktmacher und die jüngsten Bankendebakel förderten das Vertrauen kaum. «In dieser Hinsicht bietet die Blockchain eine erfrischende Alternative. Der Markt ist 24/7 zugänglich, kann durch keinen Broker angehalten werden und diskriminiert nicht zwischen institutionellen oder Privatanlegern», so Höchle.
Bundesrat will globale Steuerstandards auf Krypto
Der Bundesrat hat eine Vernehmlassung zu «Genehmigung des Addendums zur AIA-Vereinbarung Finanzkonten und der AIA-Vereinbarung Kryptowerte sowie Änderung des Bundesgesetzes und der Verordnung über den internationalen AIA in Steuersachen (AIAG und AIAV)» eröffnet. Die Schweizer Regierung will damit globale Standards für die steuerliche Berichterstattung über Kryptowährungen einführen, um eine «Gleichbehandlung» mit traditionellen Vermögenswerten sicherzustellen. Der Bundesrat beabsichtigt, das sogenannte Crypto-Asset Reporting Framework (CARF) umzusetzen, um dadurch die Steuertransparenz zu verbessern.
Mit der Vernehmlassung soll die Meinung zum Beitritt zum automatischen Informationsaustausch (AIA), einer Zusammenarbeit zwischen internationalen Steuerverwaltungen zur Bekämpfung der Steuerhinterziehung, ermittelt werden. Der Beitritt der Schweiz zum AIA ist derzeit für den 1. Januar 2026 vorgesehen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat den AIA und andere Initiativen für die Gruppe der 20 (G20) Länder ins Leben gerufen, die später auch auf andere Länder ausgedehnt wurden. Die Schweiz hat bereits 2014 den Gemeinsamen Meldestandard (CRS) der OECD übernommen, aber die CARF, die den Umgang mit Krypto-Vermögenswerten und deren Anbietern regelt, vorerst nicht berücksichtigt. Der Bundesrat will dies nun ändern, um die Glaubwürdigkeit und den Ruf des Schweizer Finanzplatzes zu erhalten.