Nach der überraschenden Aufhebung der Eintragungsbeschränkung wächst der Druck auf Geschäftsleitung und Verwaltungsrat des Basler Versicherers. Cevian meldet eine Beteiligung von über 3 Prozent.
21. Mai 2024 • Beat Schmid

Cevian, der aktivistische Investor aus Schweden, nimmt ein weiteres Schweizer Unternehmen ins Visier. Nach dem Einstieg bei ABB und UBS meldet der Investor eine Beteiligung von 3,12 Prozent am Versicherungskonzern Baloise. Das geht aus der Pflichtmitteilung der Schweizer Börse vom Samstag hervor.

«Wir schauen uns Baloise seit langem an und haben investiert, da wir langfristiges Wertpotenzial im Unternehmen sehen», sagte ein Cevian-Sprecher gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Der Investor sei überzeugt, dass der Versicherer in den kommenden Jahren «seine operative Leistung und seine Wettbewerbsposition verbessern kann». Wann Cevian mit dem Aufbau der Beteiligung begonnen hat, liess Cevian offen. Ein Sprecher des Versicherers erklärte, die Investoren sehen das langfristige Wertpotenzial der Baloise – «genauso wie wir».

An der Generalversammlung vom 26. April hatte Baloise-Verwaltungsratspräsident Thomas von Planta erklärt, das Unternehmen sei mit der Kursentwicklung nicht zufrieden. Unwetterschäden hätten dem Versicherer das Ergebnis 2023 verhagelt. Aber auch im langfristigen Vergleich hinkt die Kursentwicklung der Konkurrenz deutlich hinterher. Während Baloise in den letzten fünf Jahren an der Börse gut zehn Prozent an Wert verlor, legte die Zurich Insurance Group um 45 Prozent zu. Auch Helvetia entwickelte sich besser als die Basler Gruppe.

Lange Zeit konnte dem Verwaltungsrat und dem Management die dürftige Entwicklung einigermassen egal sein. Vor Angriffen von aufmüpfigen Investoren schützte sie eine Statutenbestimmung, die eine Eintragung von mehr als zwei Prozent der Aktien verhindert. Zudem setzte Baloise besonders hohe Hürden, um Statutenänderungen durchzubringen: Für das qualifizierte Mehr brauchte es drei Viertel der Stimmen.

Diese Beschränkungen waren für verschiedene Aktionären ein Dorn im Auge. Investor zCapital reichte im Vorfeld der Generalversammlung Aktionärsanträge ein, um diesen alten Zopf abzuschneiden. Der Verwaltungsrat stemmte sich gegen die Anträge, das Eintragungslimit aufzuheben und das qualifizierte Mehr auf zwei Drittel zu senken. Präsident Thomas von Planta argumentierte von den Aktionären, dass «die grundlegende Motivation von Eintragungs- und Stimmrechtsbeschränkungen darin liegt, die Rahmenbedingungen für eine langfristige Perspektive von Unternehmen sicherzustellen».

Ohrfeige für Thomas von Planta und Christoph Mäder

Doch völlig überraschend stimmten 78 Prozent der Aktionäre für eine Aufhebung der Vinkulierungsbestimmungen. Unterstützt wurde zCapital von den Stimmrechtsberatern ISS, Glass Lewis, Ethos und Inrate. Dass dieses Resultat gegen die Empfehlung des Verwaltungsrats zustande kam, ist eine Sensation und gleichzeitig eine Ohrfeige für die Führungscrew um von Planta und Vizepräsident Christoph Mäder, der auch Präsident von Economiesuisse ist.

Cevian hat in den vergangenen Jahren bereits in mehrere Schweizer Unternehmen investiert. Beim Technologiekonzern ABB drängten die Schweden auf Firmenverkäufe und Wechsel im Management. Bei der Grossbank UBS meldete Cevian im Dezember eine Position und erklärte, eine Verdoppelung des Aktienwertes anzupeilen.

Aus Sicht von Anlegern liegt der Grund für den Kriechgang der Baloise in den Auslandsgeschäften, die zu wenig profitabel sind. Belgien ist der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt, gefolgt von Deutschland und Luxemburg. Baloise beschäftigt rund 8000 Mitarbeitende und betreibt neben dem Sach- und Lebensversicherungsgeschäft auch Bank-Geschäfte (Baloise Bank, ehemals Bank SoBa) und ist im Asset Management aktiv. Der Schaden-Kosten-Satz der Gruppe liegt bei 92 Prozent. Bei der Zurich liegt diese Kennzahl bei 89,4 Prozent.

MEHR ZUM THEMA


Michael Müller wird neuer Konzernchef der Baloise

Der Basler Versicherungskonzern bekommt im Sommer einen neuen Chef. Gert De Winter wird nach 18 Jahren die Baloise verlassen, um sich "einer Reihe von Herzensprojekten" zu widmen.
18. Januar 2023