Vor 14 Monaten kehrte Sergio Ermotti an die Spitze der UBS zurück. Mit dem angekündigten Umbau der Konzernleitung zeigt er, wie fest er die Bank inzwischen im Griff hat. Die Einführung der Doppelspitze im Investment Banking und im Global Wealth Management (GWM) trägt unverkennbar seine Handschrift. Schon in seiner ersten Amtszeit setzte er auf das umstrittene Instrument der geteilten Macht.
Bemerkenswert ist vor allem die Wiedereinführung der Co-Leitung im Wealth Management, der Kerndisziplin der Bank. Seit Oktober 2022 führt Iqbal Khan die Sparte allein, nachdem er seit 2019 zusammen mit Tom Naratil Co-Chef war. Damals begründete die UBS den Entscheid mit dem Argument, Khan sei «die ideale Besetzung» für die Leitung von GWM und garantiere eine «nahtlose weitere Umsetzung unserer globalen Wachstumsstrategie».
Nun ist alles anders. Rob Karofsky wird Co-Leiter der riesigen Abteilung und Chef der Region Americas. Der langjährige Investmentbanker kann damit wichtige Erfahrungen im Wealth Management sammeln. Damit hat er einen entscheidenden Vorteil gegenüber Iqbal Khan, der sein bankfachliches Know-how kaum erweitern kann.
Khan wird Hüttenwart in Asien
Zum Co-Chef von GWM degradiert, wird er zwar zusätzlich die wichtige Region Asien-Pazifik leiten, doch als Präsident der Region entspricht seine Funktion vor allem der eines Hüttenwarts. Die Geschäftsentscheide werden weiterhin in den Business Units Investment Banking, Asset Management und Global Wealth Management gefällt, deren Co-Head er wird.
Der Umbau an der Spitze, dem ein monatelanges Hauen und Stechen vorausgegangen war, hat mit Rob Karfosky einen klaren Sieger hervorgebracht. Er ist der neue Kronprinz der Bank. Doch er muss sich beweisen. Das amerikanische Vermögensverwaltungsgeschäft auf Vordermann zu bringen, wird kein Spaziergang. Khan und die zurückgetretene Naureen Hassan haben das nicht geschafft. Karofsky muss die Profitabilität deutlich verbessern, sonst kann er seine CEO-Ambitionen vergessen.
Aber auch für Khan ist der Zug noch nicht abgefahren. Wenn er in Asien glänzen kann, wahrt er seine Chancen. Allerdings wird es auch für ihn kein «Walk in the Park». Als Deutschschweizer Banker mit pakistanischen Wurzeln ist er besonders gefordert, um Zugang zur chinesisch dominierten Milliardärsoberschicht in Asien zu finden.
Es ist kein Zufall, dass die meisten Schweizer Privatbanken in den Banken-Hubs Hongkong und Singapur auf lokales Personal setzen und damit in der Regel gut fahren. Ein Vorteil seines Wechsels nach Asien: Weil er für einige Jahre aus dem Rampenlicht verschwindet, steigen die Chancen, dass über seine Rolle im Greensill-Skandal und in der Spygate-Affäre dickes Gras wächst.
Wenn Karofsky nicht viel falsch macht, kann Sergio Ermotti in drei Jahren an der Spitze der UBS ablösen. Dann ist er zwar schon 60 Jahre alt, aber er muss die Bank auch nicht mehr zwölf Jahre führen. In der Zwischenzeit steht schon die nächste Generation von Kandidaten bereit, darunter der Chef der UBS Asset Management, Aleksandar Ivanovic.
Ermotti, das Ausnahmetalent
Für Ermotti hätte die Wahl von Rob Karofsky auch taktische Vorteile. Eine Konstellation mit einem Amerikaner als CEO und einem Iren als Präsident wäre in Bern schwer zu vermitteln. Damit ebnet sich Ermotti den Weg in den UBS-Verwaltungsrat. Ins oberste Leitungsgremium wollte er schon nach seiner ersten Amtszeit, doch Axel Weber stellte sich damals quer und pochte auf eine längere Cooling-off-Periode. Jetzt liesse sich bestimmt eine pragmatische Lösung finden.
Ein zweites Mal jedenfalls lässt sich Ermotti nicht abspeisen. Der Tessiner ist ein absolutes Ausnahmetalent im Spiel der Macht. Eine Alterslimite kennt der UBS-Verwaltungsrat übrigens nicht.