Mit Pauken und Trompeten startete Radicant am 22. August 2023. Nach zehn Monaten sieht es so aus: Laut den heute veröffentlichten Zahlen zählt die Bank 6500 Kunden, die insgesamt 80 Millionen Franken angelegt haben. Die Muttergesellschaft kann mit dem Erreichten noch nicht zufrieden sein.
Als neu in den Markt eintretendes Finanzunternehmen agiere die Radicant «in einem aktuell sehr anspruchsvollen Marktumfeld», versucht die BLKB in ihrer Mitteilung um Halbjahresergebnis zu begründen. Die Anlagevolumina pro Kunde würden eine «steigende Tendenz» aufweisen. Sie lägen aber angesichts der «frühen Entwicklungsphase» der Bank im Durchschnitt «noch auf tiefem Niveau». Konkret liegt der Durchschnittswert pro Kundin oder Kunde bei 12’307 Franken.
Weitere Geschäftszahlen gibt Radicant nicht bekannt. Von besonderem Interesse wäre die aktuelle Burnrate der Neobank. Klar ist, dass es zu einen weiteren Abschreiber kommt: «Erwartungsgemäss verbucht die BLKB auf Stufe Stammhaus per Halbjahr 2024 eine Bewertungskorrektur von 9 Millionen Franken auf Radicant.» Das Stammhaus bekräftigt sein Ziel, bis 2027/2028 die Gewinnschwelle zu erreichen.
Lockzinsen machen es aus
Wie die Mittel investiert werden, darüber machte Radicant keine Angaben. Die Vermutung liegt nahe, dass vor allem ein in diesem Jahr eingeführtes, attraktiv verzinstes Privatkonto zu mehr Kundengeldern geführt hat. Anton Stadelmann, der seit Anfang Jahr CEO der Bank ist, bestätigt dies indirekt: «Radicant konnte die Kundengelder seit Anfang Jahr vervielfachen. Diese erfreuliche Entwicklung ist vor allem auf die innovativen und attraktiven Produkte rund um das Alltagskonto und die Vermögensverwaltung zurückzuführen.»
Radicant lancierte ein kostenloses Konto ohne Rückzugsbeschränkung mit einem Zinssatz von bis zu 1 Prozent. Seit kurzem gibt es auch ein 3.-Säule-Konto mit einem Zins von 1,25 Prozent. Mit dem ursprünglichen Zielen der Bank, sich als «erste digitale Nachhaltigkeitsbank der Schweiz» zu positionieren, haben diese Angebote allerdings wenig zu tun. Am Start legte Radicant den Fokus viel stärker auf Sustainability. So startete die Neobank etwa mit einem Vermögensverwaltungsmandat, das sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert.
Noch steht der Bankrat der BLKB hinter dem Zürcher Venture. Bankratspräsident Thomas Schneider lässt sich so zitieren: «Der Bankrat steht in vollem Umfang hinter den strategischen Investitionen der BLKB in den Betrieb sowie in die Tochtergesellschaften, allen voran in die BLKB Fund Management und in die Radicant Bank. Die strategische Ausrichtung stimmt. Die Investitionen dienen einer langfristig erfolgreichen Zukunft der Bank.
Die Beteiligung an Radicant belastet die Bilanz der BLKB. Diese steigerte zwar den Konzerngewinn im ersten Halbjahr 2024 gegenüber der Vorjahresperiode um 6,1 Prozent auf 67,1 Millionen Franken. Der Geschäftserfolg fiel jedoch aufgrund strategischer Investitionen in den Betrieb und die Tochtergesellschaften mit 89,8 Millionen Franken tiefer aus (-1,4 Prozent).