Der Ruf von Romeo Lacher ist seit dem Benko-Skandal angeschlagen. Als Verwaltungsratspräsident segnete er die Deals mit dem gestrauchelten Immobilieninvestor ab. Im Gegensatz zu CEO Philipp Rickenbacher, der deswegen seinen Hut nehmen musste, konnte Lacher im Amt bleiben.
Zwar bekam er mit Richard M. Campbell-Breeden einen Angelsachsen als neuen Stellvertreter an die Seite gestellt, doch Lacher konnte hoffen, zumindest bis 2025 im Amt zu bleiben, um dann einer neuen Kraft Platz zu machen.
Mit der Wahl von Stefan Bollinger hat sich die Ausgangslage für ihn geändert. Mit dem langwierigen Auswahlverfahren und der Wahl des Goldman-Sachs-Bankers hat Lacher de facto ein zusätzliches Jahr gewonnen. Stefan Bollinger wird sein Amt als CEO voraussichtlich erst im Februar antreten.
Dies macht einen Rücktritt Lachers an der Generalversammlung, die nur zwei Monate später stattfindet, sehr unwahrscheinlich. Ein praktisch gleichzeitiger Wechsel von Präsident und CEO wird von den Regulatoren nicht gerne gesehen.
Geplatzter EFG-Deal verzögerte die Suche
Ob bewusst gewollt oder nicht, spielt keine Rolle. Wie aus dem Umfeld von Lacher zu hören ist, stehen seine Chancen nicht schlecht, dass er noch ein Jahr als Bär-Präsident anhängen kann und somit erst 2026 zurücktreten könnte.
Dass die Suche so lange gedauert hat, hängt unter anderem damit zusammen, dass Julius Bär lange auf einen Deal mit EFG International gehofft hatte. Deren CEO Giorgio Pradelli wäre bei einer Übernahme Chef der fusionierten Bank geworden.
Doch wegen der Turbulenzen um die Benko-Transaktionen und der in diesem Zusammenhang eingeleiteten Untersuchungen legte die Finma laut zuverlässigen Quellen ihr Veto ein. Nach dem Scheitern der Verhandlungen vor mehr als zwei Monaten musste Bär den Suchprozess neu starten.