Die Vergütungen der Banker machen regelmässig Schlagzeilen. Das zweistellige Millionensalär, das Sergio Ermotti für sein Teilzeitpensum im letzten Jahr erhalten hat, war der letzte grosse Aufreger in der Schweiz. Finanzministerin Karin Keller-Sutter kritisierte das Lohnpaket scharf.
Bei Raiffeisen sind Boni seit der Ära von Pierin Vincenz ein sensibles Thema. Anfang 2023 hat die Bank beschlossen, den Mitarbeitenden am Hauptsitz in St. Gallen keine individuellen Boni mehr auszuzahlen. Stattdessen gibt es eine kollektive Erfolgsbeteiligung im einstelligen Prozentbereich. Viele Genossenschaftsbanken auf dem Land hatten die Boni schon früher abgeschafft.
Raiffeisen wollte mit der neuen Regelung dazu beitragen, die genossenschaftlichen Werte zu stärken. Es stellt sich die Frage, ob sich die rigidere Lohnpolitik nicht als Bumerang erweist. Im ersten Halbjahr schrumpfte der Zinsertrag um 6,9 Prozent, die Erträge gingen um 4,4 Prozent zurück. Gleichzeitig stieg der Personalaufwand um 5,2 Prozent. Die Cost-Income-Ratio verschlechterte sich dadurch um fast 10 Prozent auf 55,3 Prozent.
Erträge rauf statt Kosten runter
Zwar stellte die Bank im ersten Halbjahr zusätzliches Personal ein, dennoch scheint das neue Lohnsystem es der Bank zu erschweren, die Kosten bei rückläufigen Erträgen flexibel nach unten anzupassen.
Die Kosten nach unten anzupassen, scheint für CEO Heinz Huber (Bild) tatsächlich nicht oberste Priorität zu haben, wie er an der gestrigen Medienorientierung durchblicken liess. Da Raiffeisen die Cost-Income-Ratio von 55 Prozent bis Ende Jahr halten will, bleibt der Bank somit eigentlich nur, an der Zinsschraube zu drehen, um so die Erträge zu steigern.
Die ersten Schritte dazu sind bereits eingeleitet: Die Bank hat ihren regionalen Genossenschaften kürzlich empfohlen, den Zins auf dem Mitglieder-Sparkonto bis 100'000 Franken von 1,1 Prozent auf 0,7 Prozent zu senken. Wenn die Bank ihren Kunden weniger Zins zahlt, verbessert Raiffeisen dadurch das Zinsergebnis.
In einem Interview mit dem «Blick» (Abo) sagte Huber heute, man wolle mit dieser Senkung «natürlich nicht» die Sparer vertreiben. Man müsse das Gesamtpaket aus Zinsen, Gebühren und weiteren Vergünstigungen anschauen.