Franken-Stablecoins
Das Zuger Krypto-Unternehmen beerdigt den Kryptofranken XCHF. Besitzer können alle Token zurückgeben. Derweil arbeitet Ex-Politikerin Pascale Bruderer weiterhin an der Einführung ihres Franken-Stablecoin.
3. September 2024 • Beat Schmid

Besitzer des digitalen Franken XCHF müssen sich beeilen. Noch bis Ende September haben sie Zeit, ihre Token gegen echte Schweizer Franken einzutauschen. Dies teilt Bitcoin Suisse, die Herausgeberin des Token namens CryptoFranc, auf ihrer Website mit. «Alle Inhaber von CryptoFranc-Token (XCHF) werden gebeten, ihre XCHF-Token-Bestände an die Bitcoin Suisse AG zu transferieren», heisst es dort.

«Ab sofort» werde Bitcoin Suisse den Kauf von XCHF sowie die Auszahlung von XCHF auf private Wallets nicht mehr unterstützen, heisst es weiter. «Wir bitten alle Kundinnen und Kunden, ihre XCHF-Token bis spätestens Montag, 30. September 2024, in eine andere Kryptowährung oder Fiatwährung umzutauschen.» Laut Angaben auf der Webseite sind derzeit noch 905'000 XCHF im Umlauf. Ein Stablecoin ist ein elektronischer Klon, der eine etablierte Währung eins zu eins abbildet.

Das Unternehmen begründet den Schritt mit einer Änderung der Geschäftsstrategie. Der Entscheid, den Stablecoin CryptoFranc (XCHF) einzustellen, stehe «im Einklang mit dem strategischen Fokus von Bitcoin Suisse auf Krypto-Investmentdienstleistungen». Bitcoin Suisse sieht weiterhin «grosses Potenzial» in Stablecoins und deren Anwendungsfällen und wird auch in Zukunft Alternativen zum XCHF evaluieren.

Offenbar ist es Bitcoin Suisse nicht gelungen, genügend Volumen zu generieren, um mit dem Token Geld zu verdienen. Das Unternehmen hat den CryptoFranc bereits 2018 lanciert und seither unterstützt. Noch vor einem Jahr sagte eine Unternehmenssprecherin, dass das damalige Negativzinsumfeld «nicht ideal» für das Wachstum des Tokens gewesen sei. Lange Zeit führte der CryptoFranc ein Schattendasein.

Mit der Zinserhöhung der SNB habe sich das aber geändert. Und dank der Kooperation mit dem Zahlungsabwickler Worldline, der an seinen Terminals neben Transaktionen in Bitcoin und Ether auch solche in CryptoFranc zulässt, ging es aufwärts. Dank dieser Zusammenarbeit konnte in rund 1000 Geschäften mit dem CryptoFranc bezahlt werden. Jeden Monat kämen über 100 neue Händler hinzu, hiess es vor einem Jahr.

Die Sprecherin von Bitcoin Suisse sagte damals aber auch: «Es braucht vor allem sehr grosse Volumina, damit ein CHF-Stablecoin am Markt profitabel sein kann.» Deshalb suchte das Unternehmen nach weiteren Partnern, um die Marktdurchdringung zu verbessern. Bitcoin Suisse war am Montagnachmittag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Nicht das Ende der Franken-Stablecoin-Pläne

Das Verschwinden des CryptoFranc XCHF bedeutet nicht das Ende der Franken-Stablecoins in der Schweiz. Die ehemalige SP-Ständerätin Pascale Bruderer glaubt weiterhin an einen Schweizer Franken-Stablecoin. Sie ist Gründerin und Verwaltungsratspräsidentin von Swiss Stablecoin. In einem Interview deutete sie kürzlich an, dass sich die Markteinführung allerdings noch eine Weile hinziehen könnte. Ein Start im Jahr 2025 sei zwar «rein technisch» möglich. «Aber wir werden den im Kern bereits entwickelten Stablecoin erst dann öffentlich einführen, wenn wir die grossen strategischen Partnerschaften haben, die es für eine breite Nutzung braucht», sagte sie.

Weiter sagte sie: «Wir müssen ein entsprechendes Ökosystem vorbereiten, damit es Netzwerkeffekte gibt. Wir treiben dies intensiv voran. Viel wichtiger als das Tempo sind die Qualität der Partnerschaften und die Solidität der Lösung. Es braucht Verlässlichkeit und Vertrauen. Unsere Idee einer souveränen Zahlungsinfrastruktur muss zuerst breit verstanden und unterstützt werden. Im Austausch mit den Behörden und der Politik spüren wir dafür viel Support.»

Zäsur bei Bitcoin Suisse

Bei Bitcoin Suisse kam es Anfang Jahr zu einer Zäsur, wie tippinpoint berichtete. Dirk Klee trat nach nur zwei Jahren als CEO zurück. Hintergrund waren die erfolglosen Bemühungen um eine Banklizenz. Finma verweigerte dem Unternehmen bereits 2021 die Banklizenz. Die Behörde begründete die Ablehnung mit «Hinweisen auf Mängel im Dispositiv zur Bekämpfung der Geldwäscherei». Klee war geholt worden, um das Unternehmen zu durchleuchten und auf eine Lizenz vorzubereiten. Sein Rücktritt markierte das vorläufige Ende dieser Bemühungen.

Unter der neuen Führung hat sich die strategische Ausrichtung geändert. Klees Nachfolger Andrej Majcen sagte damals: «Wir sind überzeugt, dass wir gut positioniert sind, um diese Dynamik und das positive Marktumfeld zu nutzen. Aufgrund der veränderten äusseren Umstände bieten sich weitere Lizenzoptionen für Bitcoin Suisse an, die besser zu unserem bewährten Geschäftsmodell passen und die wir nun alternativ zu einer Schweizer Banklizenz evaluieren.»

Dirk Klee wurde nach einem kurzen Abstecher in den Verwaltungsrat der VP Bank kürzlich zum neuen Country Manager von Blackrock in der Schweiz ernannt. Er tritt die Nachfolge von Mirjam Staub-Bisang an.

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